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122 Die Nilreise bis nach Theben.
ihrer Grösse als wegen der Bildwerke interessant, mit denen das alte Aegypten ihre Wände geziert hat — Bildwerke, welche älter als die von Theben sind und eine sehr deutliche Anschauung von den Sitten des Volks der Pharaonen geben.
Es sind sehr viele Grotten, doch kann man sich mit dem Besuche von einigen begnügen. Die nördlichen unterscheiden sich von den südlichen beträchtlich, indem sie Säulen haben, aus denen die dorischen hervorgegangen sind. Es sind Polygone von IG Seiten, leicht geriel't, U>% Puss hoch und 5 Fuss im Durchmesser haltend. Die Decke zwischen jedem Architrav hat die Form eines Gewölbes, und die vier Pfeiler sind so gestellt, dass sie den Raum in ein Hauptschiff und zwei Seitengänge thcilen. Die Säulen in den südlichen Grotten stellen die Halme von vier zusammengebundenen Wasserpflanzen, überragt von einer Lotosblüthe, dar. Alle Höhlen sind mit bemalten Figuren geschmückt, während der untere Theil der Wände und die Säulen in den nördlichen roth getüncht sind, um wie Granit auszusehen. Endlich sind in allen Grotten Gruben, in welche die Todten gelegt wurden, denen sie gewidmet waren. Wir können nur einige der sehenswertheren schildern.
In der ersten von don nördlichen ist das Wässern des Flachses und seine Verarbeitung zu Leinwand, Scenen des Landbanes und der Jagd, ein ltingkampf, ein Sturm auf eine Festung, ein Tanz und eine Opferfeierlichkeit zu Ehren des hier Begrabenen dargestellt. An einer Stelle verzeichnen Schreiber seine Einkünfte, an einer andern wird ungetreuen Dienstboten eine Züchtigung ertheilt, wieder an einer andern schiessen seine Jäger mit Pfeilen die Thiere der Wüste. Hier fangen Vogelsteller in Schlagnotzen wilde Gänse, dort werden Netze voll Fische an’ s Land gezogen, da spielen Frauen die Harfe und dort sind andere mit dem Kneten von Brodteig beschäftigt.
Die zweite Grotte zeichnet sich durch den vollendeteren Styl aus, in dem ihre Figuren ausgeführt sind. Die Procession von Fremden auf dem obern Theile der Nordwand ist verschiedenartig gedeutet worden. Einige halten sie lür Gefangene und zw r ar glaubte Champol- lion in ihnen Griechen zu erkennen. Andere haben sie für Josephs Brüder angesehen, wozu nicht der mindeste Grund vorhanden ist. Die richtigste Deutung ist wohl die, welche sie für eine einwandernde | Familie erklärt, die von einem Schreiber hei dem vornehmen Herrn und Inhaber des Grabes (er heisst Nefothph) eingeführt wird. Es sind ; gelbe bärtige Semiten, die denselben Weg aus Asien kommen, auf ! welchem bald ein weniger friedlicher Einbruch (Hyksos) erfolgen j sollte. Die Zeit dieser Einführung und die Zeit des Baues dieser Grotte i wird durch den Namen Sesurtesen II., der sich auf der Rolle des j Schreibers befindet, bestimmt. Es ist das dreiundzwanzigste Jahrhundert.
Von den südlichen Grotten sind ebenfalls zw’ei von besonderm Interesse. Die erste enthält zunächst eine Jagd, hei welcher der Name jedes einzelnen Thieres in Hieroglyphen über demselben steht, darunter sind Vögel, die in gleicher Weise bezeichnet sind. An einer