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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
Entstehung
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128 Die Nilreise bis nach Theben

Oberägyptens rühmen kann, während die Dörfer und Städte von Hühnern und Tauben wimmeln.

Auch hier soll das Krokodil bisweilen noch Vorkommen, indess- werden wenige Nilreisende sagen können, dieses Thier, das so häufig Gegenstand des Gesprächs auf den Barken ist, unterhalb Theben zu Gesicht bekommen zu haben. Wie man daher wohlthut, von vorn­herein auf die vielleicht daheim gehegte Hoffnung, einTimsach (der arabische Ausdruck für Krokodil) zu erlegen, zu verzichten und sie erst in der Gegend von Assuan wieder rege werden zu lassen, so mag man auch die Furcht vor ihnen, sofern sie vom Baden im Flusse abhält, bis Theben getrost aufgeben. Das Krokodil von heutzutage ist ein scheues Thier, welches sich bei der Annäherung von Menschen sofort flüchtet, es kann ferner nicht sehr rasch laufen, wohl aber ist es sehr gut im Stande, sich zur Seite zu drehen, ja es vermag den Körper so zu bringen, dass sein Schweif seinen Kopf berührt. In Aegypten müssen die Fälle, wo Menschen von Krokodilen angefallen worden sind, äusserst selten sein, da man nie etwas der Art erfährt. Ueber Assuan hinaus jedoch ist es weit gefährlicher, und es ist hier und selbst bis Ombos hinab Niemand zu rathen, von einer Sandbank aus ins Wasser zu gehen. Unter steilen Ufern dagegen, wo der Fluss tief und die Strömung stark ist, dürfte selbst hier wenig Gefahr sein. Man tödtet übrigens das Krokodil nur durch einen Schuss in das Auge oder in den Rachen; durch seine harte Panzerhaut dringt selbst eine Spitzkugel schwerlich.

Kenneh, welches etwa eine halbe Wegstunde vom östlichen Ufer des Stromes entfernt liegt, ist dieHeimath der in Aegypten mit Recht sehr beliebten porösen Krüge und Flaschen zum Klären des Nilwassers. Sie werden aus einem nördlich von der Stadt, in einem Thale gefundenen Thon und der Asche von Halfihgras gefertigt, heissen arabisch Sjir (die Krüge) und Gulli (die Flaschen) und gehen all­jährlich zu Hunderttausenden hinab nach Kairo und Alexandrien. Kenneh gehört ferner zu den kleinern Handelsmärkten mit Arabien und Persien durch Vermittelung von Kosseir am Rothen Meer, welches 26 deutsche Meilen entfernt ist. Die Stadt ist ziemlich gross, wim­melt zu gewissen Zeiten von Hadschis oder Mekkapilgern und besitzt sonst nichts von Interesse für den Reisenden. Doch mag bemerkt werden, dass derselbe auch hier Gelegenheit hat, ein türkisches Bad zu nehmen.

Am Westufer des Nil, gegenüber von Kenneh, etwa eine Weg­stunde vom Strome weg, lag einst die Stadt Tentyra, von der nichts als ein Tempel und der in Denderah verwandelte Name übrig ist. Der Tempel, umgeben von einem jetzt verlassenen arabischen Dorfe, ist einer der am Besten erhaltenen in ganz Aegypten. Man besuche ihn, womöglich schon während der Fahrt, stromaufwärts, da er für den, der bereits Theben gesehen hat, viel von seiner Wirkung ver­liert. Reitesel zur Tour sind in Kenneh zu bekommen. Der Weg führt durch einen malerischen Hain von Dattel- und Dumpalmen, Mimosen