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Neben der westlichen Truppe des Xordcorridors kniet der König vor Amunre, Maut und Konso. Thot verzeichnet die Regierungsjahre desselben auf ein Palmenblatt, und Mandu und Atmu führen den Herrscher bei jenen Göttern ein.
Auf der andern Seite, der südlichen Mauer der grossen Halle, befindet sich wieder ein Schlachtbild, klein, aber interessant. Man sieht hier die Sturmleiter und die Testudo (aus Schilden gebildetes Sturmdach) gebraucht. Eine auf Felsen gelegene Stadt wird tapfer vertheidigt und viele von den stürmenden Aegyptern werden, getroffen von den Speeren, Pfeilen und Steinen der Belagerten, heruntergestürzt. Die letztem müssen sich indess bei der Annäherung des Königs ergeben und es kommen Herolde mit Geschenken, um seinen Zorn zu besänftigen, während das Fussvolk des Herrschers die zersprengten Schaaren der Feinde, die es vor der Mauer eingeholt hat, über die Klinge springen lässt. Einige Gelehrte meinen, dass diese Schlacht- scenen einen Krieg darstellen, der von Ramses II. im Delta geführt wurde, andere nehmen, vielleicht richtiger, au, dass sie in Assyrien spielen.
Am obern Ende der grossen Halle und zwar auf der nordwestlichen Wand empfängt der König eine Streitaxt und zwei Scepter von Amunre, den die Göttin Maut begleitet. Die dabei stehenden Hieroglyphen sagen, dass die Göttin die Wächterin dieses Palastes Ramses des Grossen sei, und dass der König mit der Streitaxt die Häupter seiner Feinde zerschmettern und mit den Sceptern sein Land Aegypten regieren soll. Auf der Wand, die dieser entspricht, empfängt er die Embleme des Lebens und der Herrschermacht von Amunre, der von Konso begleitet ist, in Gegenwart der löwenköpfigen Göttin. Unter diesen Tafeln befindet sich auf jeder der beiden Wände eine Procession von den dreiundzwanzig Söhnen des Königs, und in der Westecke sind drei seiner Töchter abgebildet.
Auch in der Umgebung des Memnoniums gibt es verschiedene Ruinen von kleinern Tempeln und andern Bauten, sowie zahlreiche Bruchstücke von Kolossen und andern Statuen, auf deren Beschreibung wir indess nicht eingehen können.
Wenn Diodor das Ganze als „Grab des Osimandyas“ bezeichnet, so ist das einer Erklärung bedürftig. Der Erbauer desselben war Ramses II., von den Griechen Sesostris genannt. Er ist der Koloss des ersten Hofes, er ist’s, dessen Thaten die Wände schmücken. Aber wir wissen, dass sein Grab nicht hier, sondern drüben im Thal der Königsgräber ist, welches wir später besuchen werden. Also begraben lag Osimandyas, Sesostris oder Ramses keineswegs hier, aber dieser Tempel war seiner Verehrung, seinem Andenken geweiht. Jede Pyramide hat gegen Osten einen kleinen Tempel, der dem in ihr Begrabenen geweiht war. Hier wäre also das ganze Gebirg im Westen mit seinen zahllosen Gräbern als Pyramidenkette zu fassen und hat die Tempel, die seinen Todten gewidmet sind, an seinem Fusse. Eine isolirte Kammer des Allerheiligsten, wo ein Götterbild oder göttlich verehrtes Thier Platz