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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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Theben.

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der Beute sitzend, spannt seinen Bogen, ein dritter hängt einen VVasser- schlauch auf eine Stange, die er in den Boden gesteckt hat. Darunter marschirt ein Trupp Fussvolk nach Hause, und hinter ihnen streckt der von seinen Fächerträgern umgebene König seine Hand aus, um die Huldigung der Priester zu empfangen, -welche sich seinem Throne nahen, um ihm zu seiner Heimkehr (Huck zu wünschen. Sein Wagenleuker ist gleichfalls zugegen, und mit Mühe halten drei Diener die sich bäumenden Rosse zurück. Weiter unten schicken sich vier ägyptische Soldaten an, zwei Gefangenen Stockstreiche zu gehen, während diese mit ausgestreckten Händen um Erbarmen flehen.

Auf dem westlichen Thurme ist wieder eine Schlachtscene dar­gestellt, wo der König seinen Bogen auf die gebrochenen Reihen und die fliehenden Kriegswagen des Feindes abschiesst. Oben ist er und sein Wagen noch einmal zu sehen, und auf zwei andern Tafeln begeg­net er uns abermals, einmal, wie er die Häuptlinge der fremden Länder mit seiner Streitkeule niederschlägt, und dann, wie er, den Helm auf dem Haupt, begleitet von Fächerträgern nach dem Tempel schreitet.

Auf der Nordface der südöstlichen Wand des nächsten um­schlossenen Raumes befindet sich ein historisches Bild, bei dem man an die Schilderung der Ilias erinnert wird. Es ist abermals eine Scene aus dem Leben des Heldenkönigs Ramses II. Er verfolgt einen Feind, dessen zahlreiche Kriegswagen über die Ebene» nach einem Flusse flüchten und ihre Zuflucht hinter den Mauern einer Stadt suchen. Um den Marsch der Aegypter autzuhalten, hat der Feind mit vielen Wagen den Fluss überschritten, dessen Wasser, in zwei Arme vertheilt, die bethürmten Mauern der Stadt umgibt, während eine Abtheilung Fuss­volk über die Brücken gezogen ist und sich auf dem andern Ufer auf­gestellt hat, um den Angriff zu unterstützen oder den Rückzug zu decken. Allein, geschlagen von dem ägyptischen Eroberer, müssen sich dieselben zuriiekziehen, wobei viele von dem Flusse verschlungen wer­den, während Andere unter den Pfeilen der Sieger fallen. Die, welche sich auf das andere Ufer gerettet haben, werden von dem Fussvolke, welches in 3 Schlachthaufen (zu 8000 Mann, wie die dabeistehenden Hieroglyphen sagen) ihrer Niederlage zugesehen, aufgenommen. Einige tragen den leblosen Körper ihres Feldherrn, welcher im Flusse er­trunken zu sein scheint, nach dem Hintertreffen und versuchen, ihn wieder zu beleben, indem sie durch Niederhalten des Kopfes das Wasser aus ihm entfernen. Andere flehen die Gnade des Siegers an. und hul­digen ihm als ihrem Herrn.

Ueber dieser Schlachtscene befindet sich eine Procession von Priestern, welche die Bilder der tliebanischen Vorfahren des Königs Ramses tragen. Der erste derselben ist Menes, nach ihm folgt Man- mopli und nach diesem kommen die Könige der achtzehnten Dynastie. Die übrigen Gegenstände sind sehr zerstört, man erkennt nur noch mit Mühe, dass der König, Kornähren zur Opferspende schneidend, die Königin, der heilige Stier und die vor die Gottheit hingestellten Bilder der königlichen Vorfahren darunter sind.