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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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Theben.

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finden könnte, haben diese Todtentempel nicht. Bei den andern fehlt sie nie.

Unter den zuletzt erwähnten Ruinen in der Nachbarschaft des Memnoniums sind die des Tempelpalasts Amunophs III., circa tau­send Schritt südwestlich von jenem gelegen und aus den Resten von Säulen, Sphinxen und Statuen bestehend, die bedeutsamsten. Von ihnen führte ein 1100 Buss langer Dromos, der bis auf wenige Spuren ver­schwunden ist, zu den beiden

Sitzenden Kolossen,

von denen der östliche der bekannte klingende Memnon ist. Sie sitzen ganz einsam in der grünen Ebene, während der Ueberschwem- mungszeit mitten im Wasser. Von König Amunophs III. errichtet und beide diesen König darstellend, sind sie gegen 20 Schritt von ein­ander entfernt. Ihre Gesichter, sehr zerstört, sind nach der Gegend von Luxor gekehrt, von wo die grosse Fähre nach der ,Königsstrasse* führte, der die Kolosse nebst einigen andern, deren Bruchstücke in der Nähe herumliegen, zur Zierde dienten. Auch andere Theile der Riesenstatuen sind von der Zeit arg mitgenommen worden. Dennoch sehen sie noch majestätisch genug aus. An Grösse sowohl wie an Form ähneln sie der umgestürzten Granitstatue im Memnonium, aber sie haben nicht dasselbe Gewicht und der Stein ist bei Weitem nicht so schön wie an jener. Sie haben mit ihren Piedestalen eine Höhe von ungefähr 53 Fuss, messen 18 Fuss 3 Zoll querüber die Schultern, 16 Fuss 6 Zoll von der Schulter bis zum Ellbogen. 10 % Fuss vom Scheitel bis zur Schulter. 13 Fuss vom Ellbogen bis zu den Fingerspitzen und 19 Fuss 8 Zoll vom Knie bis zur Fusssohle. Jeder Fuss ist 10% Fuss, der Mittelfinger der Hand 4 Fuss lang. Zwischen den Füssen bemerkt mail die Spuren einer kleinen Figur, welche die Gemahlin des Königs dargestellt haben soll, deren Bild. 18 Fuss hoch, sich noch einmal zur Seite des Thrones befindet, während ein anderes von gleicher Höhe, auf der andern Seite des Thrones, die Mutter Amunophs darstellt. Die Throne sind mit Figuren des Gottes Nil geschmückt, welcher die Halme von zwei dem Flusse eigenthiimlichen Pflanzen in der Hand haltend, eine Art Piedestal umwindet, welches von dem Namen des ägyptischen Monarchen überragt wird eine symbolische Gruppe, welche seine Herrschaft über Ober- und Unterägypten andeuten soll. Eine Linie von Hieroglyphen erstreckt sich von der Schulter der Sta­tuen bis hinab zum Piedestal; sie enthält die Namen des Herrschers, den die Kolosse vorstellen. Die Namen der letzteren sind hei den Ara­bern Kama und Thama.

Der sogenannte klingende Memnon (Thama) ist am Aergsten ver­stümmelt wie die an ilnu befindlichen Inschriften meinen, von Kam- byses. Eine Sage, die bis auf die neuere Zeit geglaubt wurde, liess ihn den Aufgang der Sonne mit einem eigentümlichen Tone begrüssen. Römische Präfecten und Kaiser lauschten andächtig dem wundersamen