Theben.
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Klange. Später wollte man ein seltsames Naturspiel darin sehen. Wenn der Stein sieh nach der Abkühlung während der Nacht am Morgen erwärmt, sagte man, so entweicht die kältere Luft aus den Kissen des Gesteins mit Geräusch. Die neueste Zeit hat auch diesen letzten Rest von Wunderbarkeit von der Statue genommen, und Memnon klingt jetzt nicht blos am Morgen, sondern zu allen Tagesstunden, und nicht blos einmal, oder drei Mal (wie er diess aus besonderem Respect vor Hadrian that) sondern so oft man es für 2 Piaster verlangt, ln Hem- nons Schooss nämlich befindet sich ein gewisser Stein, der, wenn er stark angeschlagen wird, einen hellen metallischen Ton von sich gibt. Dahinter ist eine kleine viereckige Oeffnung, die von unten unsichtbar ist, und wo im Alterthum einer der Priester sich verborgen haben mag, um das tägliche Wunder zu verrichten. Jetzt besorgt dies einer der in der Nähe wohnenden Fellahs für obiges Entgeld.
Von hier begeben wir uns nach Südwesten zu den
Ruinen des Tcmpelpalastes von Hedinet Habu,
der zu den grössten Bauten Aegyptens gehört und auf seinen Wänden Bildwerke hat, die zu den interessantesten von Theben zählen. Der Name Medinet Habu stammt von dem koptischen Dorfe,, welches, aus ungebrannten Lehmziegeln bestehend, einst die Tempelreste bedeckte, jetzt aber verlassen und zu Trümmern und Schutt geworden ist.
Aus dem Schutt ragt die Königsburg eines jüngern Pharao, des dritten Ramses Meiamun (des reichen Rhampsinit Herodots), der sie im 13. Jahrhundert v. Christus erbaute. Hier residirte er in drei breiten pyramidal geneigten, jetzt verfallenen Quaderthiirmen, die, zwei nach vorne, einer nach hinten stehend, einen kleinen Hof zwischen sich haben. In den Hof öffnen sich sculpturgeschmiickte Fenster und Baikone, die von Barbarenköpfen getragen werden. Das Portal des Hinterthurms ist verschüttet, und man muss von Aussen durch ein Fenster steigen, wenn man die Bildwerke sehen will, welche sich in den Fensterecken des obersten Gemachs dieses Thurms — des einstigen königlichen Harems finden. Der Thurm ist aus so kolossalen Steinen erbaut, dass er eben nicht sehr wohnlich erscheint, hat breite, pyramidal geneigte Fenster und ist oben mit schildförmigen Zinnen gekrönt. Die Gemächer scheinen gewölbt gewesen zu sein.
Zur Rechten neben der Burg steht ein Tempel, dessen Pfortenfront noch wohl erhalten ist. Diese Tempelstirn mit den zwei freien hohen Säulen, welche, die sonst hier üblichen Obelisken vertretend, vor ihrem Eingang stehen, deckt eine mehre hundert Fuss lange Kette von schmäleren und breiteren Säulen- und Pfeilerhöfen, in die wir von den Schutthaufen am Fusse der Burg hinabschauen. Sie gehören sehr verschiedenen Zeiten an und es lassen sich in der Richtung von vorn nach hinten römische, ptolemäisehe, äthiopische und altpharaonische Namensovale verfolgen. Wir haben also hier keinen jener Gedächtnisstempel vor uns, welche ein einzelner König für sich selbst baut. Er