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eine starke, viereckige Deckplatte trägt. Das obere Ende des liolilge- gestreiften Schaftes unter der Schwellung ist von dem breiten Gurt der fünf aneinander liegenden Heftbänder oder Reifen umschlossen, den wir an der Lotossäule bemerken, von welcher diese Form offenbar her- stammt. Diese fünf Reifen am Hals der dorischen Säule findet man auch in Griechenland angedeutet. Die Schwellung des Kapitals selbst, die sich hier unerwartet mit der Pfeiler- oder Kantensäule verbunden hat, mag ebenfalls eine Erinnerung an den Pflanzenkelch sein und herübergekommen aus jenem andern Styl, der neben dem dorischen im alten Aegypten hergeht und ihn zuletzt überwunden hat. Man braucht nur den Lotoskelch auf halber Höhe zu durchschneiden, um in der stehenbleibenden untern Hälfte die dorische Schwellung des sogenannten Echinus übrig zu haben, die nun mit der viereckigen Deckplatte belastet wird. Auch in Griechenland zeigt diese Schwellung bisweilen noch den Blätterschmuck des ägyptischen Kelchs.
Wo wir die Kantensäule zuerst trafen, in den Grotten von Beni- hassan, da fehlte dieses runde Zwischenglied noch und war der sechszehneckige, hohlgestreifte Schaft unmittelbar von der viereckigen Platte, diesem Reste des ursprünglichen Pfeilers, gedeckt. Eben solche Säulen stehen hier in dem Hinterpalast des dritten Thothmes. Achtseitige Pfeiler, gleichfalls in den Kreis dieses Kanteustyls gehörig und zwar als Mutterform des Sechszehnecks, fanden sich, unter Sesurtesens, des ursprünglichen Gründers Namen, dort hinter dem Trümmersturz des Allerheiligsten von Karnak. Es war das dreiundzwanzigste Jahrhundert.
Vielen Reisenden wird es von Interesse sein, zu wissen, in welcher Aufeinanderfolge die einzelnen Theile dieses grossen Reichstempels von Karnak, zu dem zwei Jahrtausende beigetragen haben, zu welcher Zeit und durch welche Könige sie entstanden sind. Für diese folge die nachstehende kurze Zusammenstellung:
Vorderhof mit der ersten Pylonfront und der westlichen nach dem Nil führenden Sphinxallee davor, von Ramses II. erbaut. Seitentempel, der in die rechte Gallerie des Vorderhofs eintritt, von Ramses III. Doppelte Reihe von freistehenden Säulen, die mitten aus dem Hof auf das zweite Portal hinführt, von dem Aethiopier Tahraka und Psammetich I. Zweites Pylonsystem und grosser Säulensaal, von Sethos I. und Ramses II. Drittes zusammengestürztes Pylonsystem als Rückwand des Säulensaals, von Amunopli III. Erstes kleineres Obeliskenpaar, von der Königin Numt Amen, Thothmes III. älterer Schwester. Vorhof, in welchem diese zweiten Obelisken standen, die Pylonfront davor und die Kammern des Allerheiligsten dahinter, von Amu- noph I. und Thothmes I. Erneuerte Gestalt des Allerheiligsten, von Philipp Aridäus. Grosse historische Inschrift auf der linken und nördlichen Wand des grossem Gemachs, links vom Allerheiligsten, von Thothmes III. Aelteste Reste, die sich in Trümmerhaufen finden mit dem Namen des alten Reichs, aus der Zeit Osirtasens (richtiger Sesurtesens) I. Ferner der Schlusspalast nach hinten, von Thothmes III. Aeusserstes Thor nach Osten im Aussenwall selbst, von Nektanebo