Theben.
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Amunre, Herrn der Länder (Ober- und Unterägypten) und errichtete
ihm zwei schöne Obelisken von Granit_ sie that dies ihm, welchem
Lehen verliehen ist gleich der Sonne in Ewigkeit.“
Auf derselben Wand, unter der Hand des Gottes, liest man eine andere Inschrift, welche besagt, dass Ramses II. verschiedene Theile des Tempels hinzugeschaffen. Weiterhin finden sich einige Bilder, welche Scenen des Vogelfangs darstellen und sehr hübsch ausgeführt sind, und auf der westlichen Mauer stösst man auf eine Reihe von Habichten, die in sehr hervorstehendem Relief aus dem Stein hervortreten.
Die Innern Räume sind merkwürdiger Weise gewölbt, aber nicht nach den Grundsätzen, nach denen man jetzt Gewölbe errichtet, sondern so, dass der Bogenschnitt durch die wagerecht über einander vortretenden Quaderlagen geht und deren Ecken beseitigt. Wir haben also den altern Styl, der, um eine Rundbogendecke zu gewinnen, die Steine noch nicht im Keilgewölb schweben und durch ihr Zusammenklemmen sich gegenseitig tragen macht, sondern sie ruhen lässt auf den Seitenwänden und nur ihr allmähliges Zusammenrücken nach oben in Bogenform beschneidet. Ganz ähnliche Bauten findet man in den oben beschriebenen Ruinen von Abydos.
Widerlegt sich schon dadurch die Ansicht, dass die Aegypter die Kunst des Wölbens nicht verstanden hätten, so zeigt ein Blick auf ihre Ziegelbauten noch mehr, wie wenig begründet jene Meinung ist. Hier nöthigte das Bedürfnis seit den ältesten Zeiten zur Wölbung, d. h. zu einem Ziegelgewölb, das allerdings nur durch den dazwischen tretenden Mörtel zu einem unserm Keilgewölbe gleichenden Bau wird. Wir können davon in dem nahen Assasifthale die verschiedenartigsten Proben finden, falls wir uns die Mühe gehen wollen, sie in den Schuttmassen dieser Gegend aufzusuchen. Man wird kleine Pyramidenstümpfe antreffen, mit Tonnengewölb unten, eirundem Gewölb oben. Man wird freistehenden Gräberhofthoren begegnen; sie sind unverkennbar vor ihren in den Fels versenkten Höfen mit dem schwarzen Ziegelbogcn, welcher ans mehrfach auf einander schliessenden concentrischen Halbkreisen sich wölbt. Wir können sodann heim Memnonium unten Reihen von Ziegelgewölben finden, deren Ziegel (das Ziegelstreichen war nämlich im alten Aegypten ein Monopol der Regierung) den Stempel Ram- ses des Grossen tragen.
Aber noch viel weiter, selbst in das alte Reich geht diese unentbehrliche Kunst zurück. Die im vorigen Kapitel beschriebenen Grotten von Benihassan enthalten eine Abbildung gewölbter Räume, die als Getreidespeicher reihenweis aneinanderschliessen. Links führt eine Freitreppe, die gleichfalls von einem Gewölbbogen getragen wird, hinauf, wo man das Getreide durch eine obere Oeffnung in der Kuppel hinabschüttet. Sehr wahrscheinlich waren die Privathäuser auch zum Theil gewölbt, und zwar, wie man diess noch heute trifft, jedes Gemach mit einer eigenen Kuppel. Endlich finden sich aucli gewölbte Gräber aus der Zeit, wo die Pyramiden entstanden. Und jene Backsteinpyramiden,