182 Von Theben bis Philä.
höheren Alters seien, die gleichzeitig mit den glänzenden Jahrhunderten von Theben und Memphis. Einigen wird vielleicht diese Annahme genügen. Aber mit dem Gesetze der Vorrückung kann man Thierkreise für ein Alterthum oder eine Zukunft ohne Grenzen zusammensetzen, und die Astronomen Thebens konnten, indem sie dieselben so geschickt, als es die angenommene Auslegung unserer Thierkreisc erfordert, einrichteten, auch solche Schemata für viel ältere Zeiten als ihr Jahrhundert machen. Noch viele andere Betrachtungen vermindern die wissenschaftliche Wichtigkeit dieser Denkmale, welche nichtsdestoweniger durch ihren Inhalt, ihr Vaterland und ihre wirkliche Ent- stehungszeit wichtig bleiben, und wenn auch den Aegyptern die Entdeckung der Astronomie und die erste Eintheilung des Jahres zugo- schrieben wird, so scheinen diese astronomischen Deckengemälde doch mehr Verzierungen der Architektur als Darstellungen wissenschaftlichen Inhalts gewesen zu sein.
Geweiht war der Tempel zu Esneh einer der grössten ägyptischen Formen der Gottheit, dem Kneph oder Chnupliis, welcher Herr des Landes Esneh, Schöpfergeist des Weltalls, Lebenskraft der göttlichen Wesen, Stütze aller Welten u. s. w. genannt wird. Ihm sind beigegeben die Göttin Neith sowie der junge Hake, jene als Gattin, dieser als Kind, wodurch die hier verehrte Trias vollständig wird.
Einige Stunden weiter stromaufwärts steht bei dem Dorfe Kum Mereh nicht weit vom Nil eine verfallene Pyramide, El Kula genannt. Sie ist aus grossen nachlässig behauenen Kalksteinblöcken von unregelmässiger Form erbaut und sehr verfallen. Ihre Gestalt ist gleich der aller andern Pyramiden stufenförmig, und zwar existiren jetzt noch einige zwanzig Stufen. Ihre Basis ist gegen 60 Quadratfuss gross, und sie mag eine Höhe von 50 Fuss gehabt haben. Jetzt ist sie nur noch 35 Fuss hoch.
Gegenüber von El Kan machen die Kalkberge, die uns bisher rechts und links begleitet, dem Sandstein Platz.
Bei El Kab finden sich Beste des alten Ilithya, bestehend in zwei Tempeln und verschiedenen Grüften. Der Weg nach denselben ist ziemlich weit und beschwerlich. Er führt zuerst über ein Stück Feld, dann durch die Wüste, die stellenweise mit Natron wie mit Reif bedeckt ist. Die Tempelruinen sind ohne sonderliche Bedeutung. Es ist eine von Bamses II. dem Gotte Re geweihte Kapelle, ein zum Theil in Sandstein gehauener und der Soven geweihter Tempel des ptole- mäisclien Königs Euergetes II. und eine Strecke davon ein anderer grossentheils zusammengefallener Tempel, der den Namen und die Sculptnren Amunophs III. trägt. Die kleine, nur ein Gemach enthaltende Kapelle gleicht von Ferne einem ägyptischen Taubenhaus. Der erste Tempel zeigt einen Säulenhof, Pylonen und eine Treppe mit einem steinernen Geländer. Der andere, fast eine Stunde Wegs vom Flusse entfernt, besteht aus einer von 4 Säulen getragenen Halle, einem Hofe mit Pfeilern und einem Pylon, der mit dem Tempel durch eine doppelte Säulenreihe verbunden ist.