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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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194
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194 Von Assuan

bis Wadi Haifa.

von

vor. Seite 76% englische Meilen

Kurti (W.)

q V

ö /g n ff

Maharraka (W.)

3%

Sebua (W.)

19V.

Derr (0.) Auf dem gegenüber befindlichen

Ufer liegt Amada.

29

Ibrim (W.)

13%

Abu Simbel (W.)

38 V 3 n 7>

Wadi Haifa (0.)

40

219 y a englische Meilen.

Der Charakter des nubischen Nil ist sehr verschieden von dem des ägyptischen. Es herrscht in der Landschaft nicht mehr dieselbe schöne blasse Monotonie der Farbe vor, sondern das Bild des Thaies ist voll von schlagenden Contrasten und stark ausgeprägten Lichtern und Schatten. Der Fluss selbst ist reissender, schmäler und klarer. Die Berge zu beiden Seiten erheben sich fast unmittelbar vom Bande des Wasser aus: dunkle Granit-, Porphyr- oder Sandsteinfelsen, zuweilen gegen 800 Fuss hoch, ohne Strauch und Baum, selbst ohne Moos und Gras. Jeder Durchschnitt und jede Zacke auf ihren Kämmen, jeder Spalt und jede Kluft in ihren Wänden zeigt sich in einer so reinen und durchsichtigen Atmosphäre, dass kaum unser wolkenlosester Tag im Winter dem gleichkommt. Auf dem Westufer sind sie meist niedriger, und der Sand der ungeheuren libyschen Wüste, die sich von hier un­unterbrochen bis an das Atlantische Meer erstreckt, hat sich über ihre Schultern aufgehäuft und sich sturzbachartig selbst bis an das Wasser ergossen. Seine Farbe gleicht beinahe der des Goldes und sein Glühen bei Sonnenaufgang und Untergang hat Aelinlichkeit mit dem der Schneefelder in den Alpen.

Das tragbare Land unten ist ein blosser Saum von 20 bis 50 Schritten Breite. Es trägt ausser einigem Getreide und etwas Baum­wolle vorzüglich Dattelpalmen, welche hier besonders schöne Früchte liefern und deren Datteln die Hauptnahrung der Nubier bilden. Die Bäume werden jährlich das Stück mit 1% Piaster versteuert und zu diesem Zwecke alle fünf Jahre von einem Begierungsbeamten gezählt. Sie haben schöner geformte Blätter als die am untern Nil, brauchen sieben Jahre, um reif zu werden, tragen dann acht bis neun Jahre Früchte und sterben zuletzt allmählig ab. Wo immer ein Stück frucht­bares Uferland sich findet, da drehen sich die kreischenden Sakias (Wasserschöpfmühlenj Tag und Nacht, um den Durrah- und Lupinen­feldern Leben zuzuführen, aber trotz ihres Fleisses erzeugen die Ein­wohner kaum soviel, dass sie das Nöthigste haben, und es ist ein grosses Unrecht, dass die Begierung jede von jenen Maschinen jähr­lich mit 200 Piastern besteuert.

Die Einwohner werden mit dem Namen Bardbra (Berbern) bezeichnet, und sie zerfallen in zwei Stämme, die Kenus und die Nuba- Erstere wohnen im Norden, letztere im Süden. Sie gehen bis auf einen