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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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Der Suez-Kanal.

durchgängig 8 Meter betragen. Eine theilweise Benützung des Kanals findet seit Mai 1868 statt, nachdem das österreichische Schiff Primo von 80 Tonnengehalt zuerst auf dem Seekanal nach Ismailia und von da auf dem Siisswasserkanal am 18. Februar nach Suez gelangt war. Die Gesellschaft rechnet nach der Eröffnung des mari­timen Kanals auf ein jährliches Erlrägniss von mindestens 100 Millio­nen Franken, indem sie annimmt, dass jährlich zehn Millionen Tonnen ä 10 Franken Kanalgebühren passiren werden, dazu rechnet sie noch für 150000 Passagiere ä 10 Franken weitere l'/ 2 Millionen, was nach Abschlag der 25 Millionen Interessen für die gemachten Anleihen, der 24 80 Millionen Piegie- und Unterhaltungskosten noch immer einen stattlichen Uebcrseliuss gäbe, ln wie weit diese sanguinischen Hoffnungen in Erfüllung gehen, kann nur die Zukunft lehren; denn immer bleiben wesentliche Bedenken übrig, ob der Kanal das leisten wird, was man sich von ihm verspricht. Die Möglichkeit stellenweiser Versandungen, die Besorgniss, dass die Kanalwände einer Verkleidung mit Stein erfordern dürften, und die Behauptung, dass die Böschun­gen derselben von vornherein zu steil angelegt seien, die Erweiterung und Vertiefung desselben, alles dies bietet keine unüberwindlichen technischen Schwierigkeiten ; aber es fragt sich, ob die Kosten dabei nicht so bedeutend anschwellen, dass der von einem Schiffe zu for­dernde Zoll die Vortheile der Verkürzung des Weges wesentlich abschwächt. Allerdings sind die letzteren gross, denn im Allgemeinen wird der Weg nach Indien für die am Mittelmeere liegenden Häfen Europas um 4000, für die von Nordeuropa um 3000 und für die von Nordamerika um 2800 Seemeilen abgekürzt. Die Segelschiffe der atlantischen Küste werden es wohl immer vorziehen, das Kap der guten Hoffnung zu umschiffen, da das rothe Meer vermöge seiner vielen Klippen und conträren Winde der Segelschiflahrt sehr ungün­stig ist. Auch wird die Durchfuhrstaxe k 10 Franken per Tonne die Meisten absclirecken; doch werden Leuchtthürme, Beobachtungen der Witterungsverhältnisse und Untersuchungen der Strömungen und Küsten mit der Zeit diese Schwierigkeiten und die Furcht vor den­selben vermindern. Eine wahrhaft folgenreiche Ausbeutung des Kanals wird jedoch immer nur durch eine ausgedehnte Anwendung der Dampfschiffahrt zu erreichen sein.