Der Suez-Kanal. 215
der eine treffliche Grundlage für den Ban abgab. Endlich gelangen wir nach Port Said, wo der Kanal in das mittelländische Meer mündet. Diese Stadt ist mitsammt dem Boden, auf dem sie steht, neugeschaffen worden. Port Said, an einem niedern und sumpfigen Strande, liegt in geringer Entfernung von dem alten Pelusium. Der Grund zu dieser emporstrebenden Stadt wurde im Jahre 1859 gelegt, ein Jahr später standen dort nur erst etwa sieben oder acht Baraken auf Pfählen, und jetzt zählt Port Said 8 bis 9000 Einwohner, unter denen fast alle Staaten durch ihre Consulate vertreten sind. Das frühere österreichisch-ungarische Viceconsulat wurde erst neulich zum Range eines Consulats erhoben. Für Unterhaltungen sorgen ein Casino, verschiedene Kaffeehäuser und ein Theater, in welchem zeitweise französische Schauspiele usd Yaudevills aufgeführt werden. In der Nähe des Lessepsplatzcs wird täglich ein mit allen Lebensmitteln reichlich beschickter Markt abgehalten. Ganz besonders hat die griechische Bevölkerung sich so sehr vermehrt, dass die ursprüngliche Kapelle als ungenügend erachtet und bereits im Jahre 1867 der Grundstein zu einer grossen Kirche gelegt wurde. Ursprünglich trennte hier eine schmale Landzunge von beweglichem Sande, welche von den Fluthen überschwemmt wurde, so oft ein heftiger Wind von Norden blies, den See Menzaleh vom mittelländischen Meere; jetzt steht eine schöne Stadt dort, die bestimmt ist, den Haupthafen des grossen Kanals zu bilden und jedenfalls eine glänzende Zukunft liât.
Mit dem durch die Ausbaggerung gewonnenen Materiale bildete man anfangs ein Plateau und auf diesem erhoben sich allmählig ganze Reihen von Häusern, Magazinen und Werkstätten, in denen überall das regste Leben herrscht. Um den Hafen genügend zu schützen, war es nötliig, zwei mächtige Molen zu errichten. Der westliche derselben wird 2000 Meter, der östliche 1800 Meter lang werden; man baut sie aus künstlichen Steinen, welche man aus Sand und hydraulischem Kalk in dem sehenswerthen Etablissement von Dussaud Frères bereitet. Jeder Block wiegt 25000 Kilogramm und wird, nachdem er Monate lang an der Sonne gelegen hat, versenkt. Im Ganzen sind 250000 Blöcke nöthig, von denen bis Ende 1868 etwa 200000 an Ort und Stelle niedergelegt waren. Diese Dämme haben zugleich die Aufgabe, den Hafen von Port-Said vor Versandung zu schützen. Die Strömung im Mittelraeere geht an dieser Stelle ostwärts und führt bedeutende Mengen von Sand mit sich. Dieser wird jetzt von dem östlichen Damm aufgefangen und es hat sich bereits an demselben ein Strand von 1 '.4 — 2 Kabeln Breite gebildet, so dass der neu erbaute Leuchtthurm schon 50 Meter landeinwärts steht. Am Lande sind die Molen 1400 Meter, an ihren Köpfen 400 Meter von einander entfernt. Im Jahre 1868 verkehrten mit Port Said im Ganzen 1067 Schiffe, mit 348908 Tonnen Ladung, darunter 266 Dampfschiffe mit 206018 Tonnen, deren Fracht zumeist in Kohlen bestand.
Die Länge des Seekanals beträgt 160 Kilometer oder 86'4 Seemeilen, seine Breite am Wasserspiegel soll 100 Meter, seine Tiefe