218 Touren von Kairo.
Dragoman haben. Glaubt man in den hier und da zerstreut liegenden Klöstern echter Gastfreundschaft zu begegnen, so irrt man sehr; allerdings findet man in ihnen Aufnahme, aber selten, ohne sie gut bezahlen zu müssen.
l)a übrigens das Land durch Wegelagerer unsicher gemacht wird, so thut man wohl, sich einer grossem Gesellschaft anzuschliessen, wodurch ausserdem die Reisekosten auf die Hälfte dessen, was sie für den Alleingehenden betragen, reducirt werden und Gelegenheit zur Unterhaltung geschaffen wird.
Ist man des Arabischen mächtig, so kann man selbst für Anschaffung der Kameele, Zelte und Lebensmittel sorgen. Ist man es nicht, so überlässt man einem erfahrenen Dragoman das Geschäft und zahlt diesem für die ganze Tour oder per Tag eine bestimmte Summe. Im erstem Palle ist man sein eigner Herr, im letzteren von dem guten oder üblen Willen des Dolmetschers abhängig. Dagegen ist die letztere Art zu reisen die bequemste und schon desshalb trotz der nichts weniger als unwandelbaren Ehrlichkeit der Dragomans die wohlfeilste, weil die letztem mit den Vorbereitungen zur Reise eher zu Stande kommen, als ein Europäer selbst bei guter Kenntniss der Bezugsquellen. Sie wird daher auch von den meisten Reisenden vorgezogen.
Will man sich dem Kameel nicht anvertrauen, so kann man sich auch Pferde anschaffen, die man am Ende der Tour wieder verkaufen kann. Hierbei ist indess zu bedenken, dass Kameele immer vorzuziehen sind, und dass für die durch lange Wüstenreisen heruntergekommenen Pferde nur ein Spottpreis, oft kaum der vierte Theil der Ankaufssumme geboten wird. Es ist wahr, die schaukelnde Bewegung auf dem Rücken des gleichmässig dahinschreitenden Kameels ruft bei Manchem Symptome ähnlich denen der Seekrankheit hervor, und ein Pall aus dem Sattel kann gefährlich werden. Im Allgemeinen aber ist ein Ritt auf dem Kameel nicht so angreifend, als man ihn bisweilen schildert, und selbst ein nicht sehr Kräftiger ist bald im Stande, täglich acht bis zehn Stunden zu reiten, ohne grosse Müdigkeit zu empfinden. Ein guter Sattel und ein starker Gürtel um den Leib tragen bei, den Ritt bequemer zu machen.
Doppelhökerige Kameele — sogenannte Trampelthiere — gibt es in Aegypten nicht, und man hört nur einen Unterschied zwischen Reit- und Lastkameelen machen. Von beiden gibt es verschiedene Arten. Die Eilkameele aus der Sahara und der arabischen Halbinsel gelten für die_ besten. Sie haben einen sanften Gang, laufen einen guten Trab, sind gutmüthig und folgsam, und manche von ihnen — die sogenannten Hadschi — besitzen eine solche Ausdauer, dass man mit ihnen täglich an 15 deutsche Meilen zurücklegen kann.
_ Das schwerfällige und starkknochige Lastkameel Aegyptens zeichnet sich weniger durch seine Leichtigkeit, als durch die Fähigkeit, grosse Lasten zu transportiren, aus, vermag 10 Centner zu tragen, wird jedoch in der Regel nur mit 5 bis 6 Centnern beladen. Es kann sehr lange marschiren, ehe es abmagert. Durrah und Saubohnen geben