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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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Touren von Kairo. 227

Sonne befindet, ein kleiner Teich von 80 Fuss Länge und 55 Fuss Breite, dessen Wasser bei Nacht wärmer als am Tage ist.

Die Ruinen von Om Bejdah haben keine grosse Ausdehnung. Es ist jedoch genug übrig, um den Styl des Gebäudes errathcn zu lassen und viele von den Sculpturen sind erhalten. Man trifft darunter vor Allem Bilder des Aruun mit dem Widderkopfe, aber cs sind auch verschiedene andere Götter noch deutlich zu erkennen und eine grosse Anzahl von Hieroglyphen schmücken die Mauern. Näheres darüber haben Minutoli und Caillaud mitgetheilt Einst war der Tempel von so fern her besucht, dass sogar eine Säule darin aufgestellt sein konnte, auf welcher eine Hymne Pindars eingegraben war.

Ungefähr eine halbe Stunde von Om Bejdali und eine halbe Meile von der Stadt Siwah ist ein Hügel, Dar Abu Berik genannt, in welchem sich mehrere Grotten , dem Anschein nach Gräber aus dem Alterthum befinden, und etwas höher hinauf liest man auf dem Felsen verschiedene griechische Inschriften.

Kasr Gaschast, östlich von Siwah, auf dem Wege nach Zejtun ist ein in Trümmer gefallener Tempel von römischem Styl, und in Zejtun selbst, welches 2 Meilen von Siwah auf der Strasse nach Garali liegt, begegnet man den Resten von zwei andern Tempeln derselben Bauart. Zwischen Zejtun und Garah zu Maun ist ferner in einer morastigen Niederung ein vierter römischer Tempel und zu Garah selbst finden sich mehrere Gräber aus sehr alter Zeit. Andere, worunter eines höchst wahrscheinlich altägyptischen Ursprungs ist, trifft man in Dschebel el Mot, einige tausend Schritt von Siwah an.

Andere Alterthümer, mehr oder minder selienswerth, gewahrt man zu Kasr Room, eine Meile westlich von Siwah und zuGarbAmun im Westen der Oase, auf dem Wege zu dem See Birket Araschieh. Der letztere hat zwar keine Ruinen an seinen Ufern, wird aber von den Bewohnern der Oase mit religiöser Scheu betrachtet, indem die Sage geht, dass auf der Insel in seiner Mitte die Krone, das Schwert und. das Siegel Salomons verborgen seien, weshalb auch jedem Frem­den der Zutritt dahin verwehrt wird. Das Hauptproduct (1er Oase sind Datteln, die sehr geschätzt sind. Die Einwohner sind gastfrei, aber argwöhnisch und sehr bigotte Mohammedaner. Sie sprechen arabisch, haben aber zugleich eine eigene Sprache. Sie stehen ferner unter Ael- testen, haben einen gemeinsamen Schatz, der durch Strafgelder und durch das Vermögen solcher, die ohne Erben sterben, erhalten und zu wohlthätigen Zwecken, Ausbesserung von Moscheen, Bewirthung von Fremden u. s. w. verwendet wird, und leben in häufigen Fehden mit einander.

Die Stadt Siwah ist in eine obere und untere Hälfte getheilt. In der erstem dürfen nur Verheirathete wohnen, und es wird daselbst kein Junggesell geduldet. Entschliesst sich derselbe eine Frau zu nehmen, so kehrt er mit dieser in das Haus seines Vaters zurück und baut über dessen Wohnung ein zweites Stockwerk. Ueber ihm wieder richtet sich der zweite verheirathete Sohn in einem dritten Geschoss