Touren von Kairo. 231
ihr die Mauern fehlen, von Weitem einer mittelalterlichen Festung, indem die terrassenförmig übereinandergebauten Häuser meist thurm- artig mit grossen Tliorbogen und massiven Mauern gebaut sind. Das Innere ist finster und schmutzig, der Handelsverkehr unbedeutend. Die vornehmste Beschäftigung der 10,000 Köpfe zählenden Bevölkerung bildet der Obst- und Traubenbau ; auch gibt es hier Manulacturen von Wasserschläuchen, Glas u. s. w. Hie Einwohner gelten für fanatische Feinde der Europäer, eine Ansicht, die neuere Reisende, z. B. A. Ziegler, nicht bestätigt fanden.
An Hebron knüpfen sich mancherlei biblische Erinnerungen. Es war eine Zeit lang Abrahams, später Davids Wohnsitz.
Die noch jetzt in Hebron au einem Bergabfall stellende Moschee El Haram, welche jedoch kein Christ betreten darf, soll den Begräb- nissplatz der drei Erzväter der Juden und zugleich den Josephs ein- schliessen. An einem der beiden hier befindlichen, aus gehauenen Steinen erbauten Wasserbehälter soll es ferner gewesen sein, wo David die Hände und Fusse der Mörder Isboseths aufhängen liess. Wir lassen die Wahrheit dieser Behauptungen dahingestellt. Noch weniger sicher ist es, dass das eine Stunde von Hebron auf dem "Wege nach Jerusalem gelegene „Haus Ahrahams“ mit seinen Ruinen wirklich die Stätte einnimmt, wo der Erzvater unter der Terebinthc von Mamre das Zelt aufgeschlagen, in dem er den Engel mit Kalbsbraten bewirtbete, und eben so wenig über Zweifel erhaben ist die Angabe, die im Nordwesten stellende prachtvolle in drei Stämme gespaltene Siiidianeiche sei dieselbe, unter welcher einst der „Freund Gottes“ El Kliulin geruht. Die rabbinischen Fabeln endlich, nach welchen hier Adams Erschaffung aus dem Erdenkloss stattgefunden habe, Abel von Kain erschlagen worden sei u. s. w. bedürfen blos der Erwähnung.
Von Hebron bis Jerusalem sind es acht Kameelstunden, und es wird dabei Bethlehem berührt. Ueber diese sowie über andere Orte Palästina's geben wir an einer andern Stelle*) Auskunft. Hier war von den ausserägyptisclien Punkten nur in der Kürze zu sprechen. Schliesslich aber ist liinzuzufügen, dass der hier besprochene Weg von Aegypten nach dem heiligen Lande zwar ein sehr häufig betretener und von Europäern oft gewählter, aber weder der kürzeste, noch der wohlfeilste ist. Letztere Prädicate kommen allein dem Seewege zu, auf welchem man, mit den Dampfern der französischen Messageries Impériales und des österr. Lloyd von Alexandrien absegelnd, in 36 bis 40 Stunden nach Jaffa und von dort in anderthalb Tagen nach Jerusalem gelangt. Erstere gehen jeden 7., 17. und 27. des Monats, letztere jeden zweiten Donnerstag von Alexandrien ab.
*) Reisehandbuch für die Türkei von Dr. M. Busch.