Touren von Alexandrien. 233
Steuermann des Menelaos, benannt, der dort in der Nähe begraben lag, aber sein ägyptischer Name Kaliinub, d. i. der goldene Boden und sein hohes Alterthum genügen, um das Irrtliiimliche in dieser Ansicht darznthun. Die Stadt Canopus besass einen Tempel der Serapis, der sehr berühmt war und hei dem sich ein vielbefragtes Orakel befand, Ausserdem hatte die Stadt mehrere andere Tempel. Einen grossem Ruf als durch diese Heiligthümer erwarb sich dieselbe durch die Ausschweifungen, die in der Zeit der Ptolemäer dort betrieben wurden. Hieher begab sich das liederliche Volk Alexandriens in Masse, um sich den abscheulichsten Orgien hinzugehen. Tag und Nacht wimmelte der Kanal von Booten mit Männern und Frauen, welche wollüstige Tänze aufführten und schmutzige Lieder dazu sangen, und auf den Ufern standen zahllose Buden, wo man dem Laster fröhnte. Diese Immoralität liess Seneca sagen: ,Niemand, der daran denkt, sich einen Ruheplatz zu wählen, wird Canopus dazu ersehen, obwohl auch Canopus einen Mann nicht abhalten sollte, tugendhaft zu sein.“
Etwa eine Meile von Abukir ist eine schmale Bucht, Madieh genannt, durch welche der See Etko mit dem Meere in Verbindung steht, und welche man für die alte canopische Nilmündung hält. Letztere auch die herakleotische, die naukratische oder ceramische genannt, war die westlichste, die pelusische die östlichste der Nilmündungen. Von Canopus sind keine, von dem Tempel des Herkules nur unbedeutende Reste mehr vorhanden.
Die ganze Strasse von Alexandrien nach Rosette ist langweilig, umgeben von öden Landstrichen und im Sommer ohne Schutz gegen die Hitze. Ein Ruheplatz findet sich nur in dem Kaffeehause bei Abukir und dem Dorfe Etko, ein Stück südlich von dem Wege. Nachdem man von hier über eine weite Steppenfläche geritten, erreicht man endlich Rosette, dessen Palmengruppen und Gärten im Vergleich mit der wüsten Einöde, über der sie sich erheben, doppelt anmuthig erscheinen. Der Weg dahin zur See ist viel befahren^da indess die Fahrt über die Barre des Flusses beschwerlich und nicht selten gefährlich ist, so muss man davon abrathen, dass der Reisende sich zu Schiffe dahin begibt.
Bosette, arabisch Raschid, koptisch Traschit genannt, hat zu allen Zeiten für die anmnthigste und freundlichste Stadt in Aegypten gegolten. Berühmt waren schon im Mittelalter seine Gärten und bis in dieses Jahrhundert liebten es die reichen Einwohner von Kairo oder Alexandrien, sich im Sommer hieher zurück zu ziehen. Jetzt ist dies anders geworden. Die Stadt ist noch immer auf drei Seiten von Gärten umgeben und zahlreiche Palmen überragen seine Dächer, aber die Bedeutung des Ortes als Erholungsort für Fremde ist verschwunden, die Bevölkerung hat sich sehr vermindert und die Strassen sind sehr still geworden. Vor dreissig Jahren hatte Rosette gegen 36,000 Häuser, und dass es damals eine sehr blühende Stadt war, zeigt die Bauart dieser Häuser, welche weit schöner und blühender aussehen, als die in andern ägyptischen Mittelstädten. Die Säulen an den Thorwegen,