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Aegypten : Reisehandbuch für Aegypten / von Moritz Busch
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234 Touren von Alexandrien.

die niedlichen Fenstergitter und die sauber gehaltenen Wände fallen namentlich dem aus Oberägypten zurückkehrenden Fremden auf, und mit Betrübniss sieht er, dass ganze Stadtviertel ohne Bewohner sind und Reihen von Häusern den Einsturz drohen.

Rosette hat verschiedene Moscheen, Khans und Bazars und ist mit einer Mauer umgeben, welche dazu dienen könnte, die Stadt gegen einen Angriff undisciplinirter Araberhanfcn zu schützen, unsern Kanonen aber nicht widerstehen würde. Vor dem nördlichen Thore, das neben sich zwei eigenthümliche Thürme hat, befinden sich die grössten Gär­ten. Der Fluss hat bei Rosette ganz süsses Wasser, ausgenommen bei lang anhaltendem .Nordwinde, wo das süsse Wasser vom Süden herge­holt und in Schläuchen verkauft wird. Das Meer ist von hier eine reichliche Stunde entfernt, wenn man den Fluss hinabfährt, andert­halb Meilen.

Alterthiimer finden sich in Rosette keine. Doch sieht man auf den Steinblöcken, welche zu Thürschwellen der Moscheen und Privat- gebäude verwendet worden sind, nicht selten Hieroglyphen. Diese Steine sind meist von der Qualität, welche am Rothen Berge bei Kairo ge­funden wird. Ebenso kommen häufig Fragmente von Granit und Basalt vor. Aber vergeblich hat man bis jetzt unter den Steinen der letztem Gattung nach dem fehlenden Stücke des berühmten Blockes gesucht, welcher die Inschrift von Rosette trägt, die bekanntlich den Gelehrten den Schlüssel zum Verständnis der Hieroglyphen gab. Sie wurde eine halbe Stunde weiter stromabwärts ausgegraben, als die Franzosen das Fort St. Julien anlegten.

Um nach dem Thule der Natronseen zu gelangen, begibt man sich zunächst nach Teraneh, von wo man in circa zwölf Stunden nach Zakuk, dem nördlichsten Punkte des Natronthaies gelangt. Der letztere Theil der Reise wird zu Kameel gemacht. Die Strasse berührt eine Viertelstunde von Teraneh die Schutthügel einer alten Stadt, wahr­scheinlich Terenutliis, unter denen sieh einige Säulen befinden. Das Dorf Zakuk wurde vor etwa 30 Jahren von Europäern gegründet, welche hier Werkstätten zum Trocknen des Natrons errichteten. Es hat jetzt circa 200 Einwohner. In demselben sind die Reste eines Glashauses, welches in der Römerzeit erbaut wurde, sichtbar.

Das Natron wird sowohl in der Ebene als in dreien von den genannten Seen gefunden, welche sich in dem Thale befinden, und El Ganfedieh, El Hamra und El Chortai heissen. Die übrigen Seen, darunter der grösste von allen Mellahat om Risclieh liefern blos Küchensalz. Das Wasser in diesen Seen ist in den verschiedenen Zeiten des Jahres von verschiedener Höhe. Sie steigen von Ende December bis Mitte März und nehmen dann ah bis zum Mai, wo die kleineren völlig trocken sind, während der Boden der grösseren wenigstens zum Theil noch mit Wasser bedeckt ist. Das Natron, das dann gesammelt wird, besteht aus zwei Sorten: dem weissen und dem Snltani. Das erstere wird auf dem immer trocken liegenden Lande um die Seen, das letztere auf dem Boden der Seen gefunden, wenn das Wasser verdunstet. Das erstere