2. Der Staatsbaudienst um das Jahr 1820
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Absatzgebiete der Industrie, der Landwirtschaft und der Urproduktion erweiterte und ihnen neue Quellen eröffnete. Anderseits wirkte die großartige Tätigkeit Napoleons auf bautechnischem Gebiete ungemein anregend. Es ist merkwürdig und geradezu bedauerlich — weil es das Bild des ersten Napoleon mangelhaft erscheinen läßt — daß über die Wirksamkeit dieses Mannes auf technisch-wirtschaftlichem Gebiete so wenig veröffentlicht worden ist, trotz der großen Reichhaltigkeit der Napoleon-Literatur in allen Sprachen und auf allen Gebieten seiner Lebensäußerungen. So bleibt es — um nur ein Moment hervorzuheben — das große Verdienst Napoleons, die hervorragende Bedeutung guter Straßen für die Kriegführung und das Verkehrswesen gleichsam demonstrativ vor Augen gestellt zu haben; es bleibt sein Verdienst, daß die Scheu vor den Alpen im Straßenbau überwunden wurde, und daß nach seinem Sturze in allen großen Staaten der Straßenbau und die Straßenerhaltung zielbewußter gepflegt wurden als je vorher.
Das gilt auch von Österreich und von ihm sogar in mancher Beziehung weit mehr als von den anderen Kulturstaaten des Festlandes. Besondere Umstände wirkten hier zusammen. Die seit Jahrzehnten fast ununterbrochen andauernden Kriege; der dauernde Verlust der wirtschaftlich kräftig entwickelten Provinz Schlesien; die jahrelange Herrschaft der Franzosen mit ihren drückenden, die gewerbliche Tätigkeit vielfach vernichtenden Steuern; der wiederholte Wechsel im Besitze einzelner wichtiger Provinzen; die unglückliche Finanzpolitik, die 1811 zum Staatsbankerotte führte; die ungeheure Last einer großen Armee; die wiederholten Mißernten, die schweren Verwüstungen ausgedehnter fruchtbarer Gegenden durch Gießbäche