6. Vorarlberg
55
geht, fällt ihm auf, daß die Juden ihre Häuser mit römischen Zahlen bezeichnet haben; 29 ); in Gaunersdorf freut er sich des reichen Weinbaues, in Wölkersdorf überrascht ihn angenehm der Ausblick auf Wien. Hier verbleibt er noch einige Tage, arbeitet fleißig in den technischen Ämtern, besichtigt alte und moderne Bauten, besucht Gesellschaften und tritt am 26. April die Heimreise nach Innsbruck an, wo er am 30. April spät abends „wohlbehalten und gegen die Vorsehung dankbar mit dem schönsten Wetter“ anlangt.
Das Tagebuch seiner Wiener Reise schließt Negrelli mit einer Zusammenstellung der Reisekosten. Sie betrugen von Innsbruck nach Wien 37 fl. 7 kr.; von Wien nach Innsbruck 35 fl. 12 kr.; davon entfielen 23 fl. 5 kr. in jeder Richtung auf den Postwagen und 4 fl. auf Postillons-Trinkgelder. Der Rest kam auf Zehrung und Übernachtung; Negrelli war in seinen Ansprüchen eben sehr bescheiden.
6. Vorarlberg
Negrelli durfte sich wohl über den Erfolg seiner Reise nach Wien aufrichtig freuen. Er hatte viel Neues in seinem Berufe geschaut, viel Wertvolles auf technischem Felde kennen gelernt; zahlreiche Bleistift- und Tuschskizzen, die er hinterlassen, sind Zeugen seines Fleißes in Wien und wohl auch der großen Förderung, die er hier gefunden; neben architektonischen Zeichnungen, die er mit feinem Griffel ausführt, sind es hauptsächlich Konstruktionsteile der Kettenbrücken in England, die man ihm beim Hofbaurate vorlegt, der Brücke in Straschnitz, der Brückenentwürfe Sche- merls. Auch die persönlichen Bekanntschaften, die er in Wien angeknüpft, bedeuten für ihn wertvolle Er-