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In der Heimat - In der Schweiz - In Österreich : mit einem Bildnisse / von Alfred Birk
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I. In der Heimat

kanal; bei demObersten Baupapa, dem Chef des Hof­baurates Josef Schemerl, der ihm besondere Förderung zuteil werden läßt, der der Sparsamkeit und Tüchtigkeit der Innsbrucker Baudirektion großes Lob spendet und ihm sein kühnes Projekt eine Überschreitung der Donau am Tabor mit einer hölzernen Brücke von 40 Klafter Spannung aus acht Bögen bestehend, eingehend erläutert. 26 )

Am 11. April tritt Negrelli die Fahrt nach Strasch- nitz an; sie geht über Hainburg, Preßburg, Qroßschitz, HoIIitsch und Skalitz, den letzten Ort in Ungarn; gleich jenseits der Grenze liegt Straschnitz. Die Wege in Ungarn sind arg verwahrlost, die Gegend langweilig, die Wirtshäuser sind elend. In Mähren ists besser. Die Straße ist chaussiert, mit schönen Pappeln besetzt. Ingenieur Schnirch, der Schöpfer des Kettenbrücken­systems, 27 ) empfängt ihn sehr liebenswürdig; er ist sein Gast und verbringt in seiner Familie einen anregungs­reichen Abend. Die Brücke liegt in der Nähe des Schlosses, zu dem eine Allee schöner Pappeln führt. Negrelli macht eine genaue Aufnahme von der Brücke und erörtert mit Schnirch die Anwendung seines Systems für den Bau von Dächern. 28 ) Von Straschnitz begibt sich Negrelli nach Brünn; er lobt die Güte der Straßen mit ihrenprächtigen Pappeln. Austerlitz, Wagram, Aspern ergreifen ihn mächtig tiefe Seufzer entpreßt ihm der Anblick des Spielbergs. In Brünn ist der Sohn des Hofbaudirektors Schemerl sein Führer. Das Theater findet er nicht übel; das schöne Geschlecht hält er dieses Beiwortes vollauf würdig; doch behagt es ihm wenig, daß Brünn auf einem so hohen Fuße lebt und die Herrschaften in Allem Wien nachahmen;es sind hier Fiakre, Türsteher, Equipagen, Livröen in allen Ecken zu sehen. In Nikolsburg, wohin es von Brünn