6. Vorarlberg
71
seine Brüder sind „im Brote“; es werden ihm Privataufträge in reichlichem Maße zuteil; und mehr noch: Die Kantonregierung von St. Gallen, die Negrellis Kenntnisse und Tätigkeit kennen und schätzen gelernt, beruft ihn wiederholt zur Erstattung von Gutachten in ihren Kanton; sie zahlt mit blinkenden Trabantentalern. Duile kommt nach Bregenz und entsendet Negrelli nach Italien; den Zweck der Reise verrät das Tagebuch nicht; es notiert nur am Tage der Abfahrt, am 1. Oktober 1831: „Mit Eilwagen nach Italien zu dem größten Geschäft, das sich je mir bieten wird.“ Es sollte nicht zustande kommen; an der italienischen Grenze zwingt ihn der Cholera-Kordon zur Umkehr; nach einem kurzen Abstecher in die Heimat geht es zurück nach Bregenz. Die Reise hat ihm viel Genuß und Anregung geboten und es zeugt von der rückgewonnenen Heiterkeit seines Gemütes, daß ihn das Mißlingen des gemeinsam mit Duile entworfenen Planes nicht mehr aufregt.
Am Silvesterabend des Jahres 1831 schreibt Negrelli in sein Tagebuch: „Meiner Selbständigkeit entgegenstrebend, flehe ich des Himmels Beistand auch zum neuen Jahre an und erkenne, daß mein Los sich immer verbessert. Dem erhalte mich der Himmel auch für die Zukunft. Amen!“