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I. In der Heimat
immer höher und scheinbar aussichtslos; die Nebeneinkünfte fließen spärlich, der Krieg steht vor der Türe, man denkt an die Einstellung der Bauarbeiten, die ihm doch Diäten eintrugen ... Sein Erstgeborener erkrankt und stirbt. Sein Vater ist am Star erblindet und will nach Padua, wo ihm die Kunst des Professors Torresini das Augenlicht wiedergeben soll. Sein Schwiegervater, der in einem Augenblicke persönlicher Verstimmung seine Beamtenlaufbahn aufgegeben und eine Munitionsfabrik gegründet hatte, gerät durch die Ungunst der Verhältnisse in finanzielle Bedrängnisse und wendet sich an ihn um Hilfe ... Es fehlt oft am Notwendigsten im Hause.Er könntesichja helfenjman macht ihmAngebote da und dort, wenn er bei Besichtigung der Bauten beide Augen zudrückt, wenn er für schlechtes Material hohe Preise genehmigt, wenn er den Wünschen des einen oder anderen Gutsbesitzers willfährt; aber sein rechtlicher Sinn ist nicht zu beugen, auch wenn er darben, wenn er selbst hungern muß . . . Die seelische Depression wächst von Tag zu Tag; er findet keine Stütze an seiner Frau, die über das Mißgeschick vergrämt und verärgert ist. Tief darniedergebeugt, aller Hoffnung bar, schreibt er im Hochsommer 1831 in sein Tagebuch: „Alles, Alles drückt mich herab und bei meiner heutigen Stimmung sehe ich der Annäherung der Cholera hoffnungsvoll entgegen.“
Da lichtet sich langsam wieder der Himmel seines Lebens. Amalie reist in die Heimat, wo sie alles anders findet, als da sie fortging, wo ihr auch nicht Vorwürfe und Mahnungen erspart bleiben. Die Trennung der jungen Gatten war eine gute Medizin. Negrelli freut sich der Heimkehr seines Weibes und urteilt milder über ihre Fehler. Aus der Heimat kommen bessere Nachrichten; die Operation seines Vaters ist gelungen,