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III. In Österreich (1840 bis 1848)
Ehren überhäuften — im Herzen war er doch Österreicher geblieben; die rastlose und erfolgreiche Arbeit in der Schweiz, die auch seine materielle Lage günstig beeinflußte, konnte die Sehnsucht nach der Heimat nicht ertöten; vielleicht drängte auch seine Frau nach der Heimat.
Die Bewerbung Negrellis sollte von Erfolg sein; seine Ernennung war vorbereitet. Man sah den tüchtigen Mann, der sich in der Fremde einen hervorragenden Namen erworben, gerne wieder zurückkehren und erhoffte von ihm wohl auch eine Belebung der baulichen Tätigkeit in Tirol und Vorarlberg; er war ein tüchtiger Techniker, ein gewiegter Diplomat, ein guter Katholik, ein braver Österreicher, er stammte aus altem Adel, aus einer Familie, die für Österreich gelitten und geblutet — sein Zweitältester Bruder war Priester und als Präfekt und Professor der italienischen Sprache und Literatur an der Orientalischen Akademie in Wien tätig — die österreichische Gesandtschaft in der Schweiz hatte seinem Bürgersinn und seinem Patriotismus ein glänzendes Zeugnis ausgestellt — in den Verhandlungen Österreichs mit der Schweiz wegen der Rheinregulierung, bei den gemeinsamen Arbeiten der österreichischen und schweizer Gemeinden an dem Rheine hatte er ausgleichend und vermittelnd gewirkt — so war Negrellis Bewerbung in Wien gewiß willkommen.
Da erging an Negrelli, unerwartet für ihn, der Ruf, die Bauleitung der k. k. priv. Kaiser Ferdinands-Nordbahn zu übernehmen.
Wenn auch der Aufschwung der Industrie in jener Zeit nicht mehr die steile Linie einhielt, wie unter der Regierung Maria Theresias und ihres großen Sohnes, so kann doch von einem Stillstände in ihrer Entwick-