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Im Kampfe gegen die Herero : mit 196 Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers, seiner Kameraden u. a. und 14 Originalzeichnungen von Anita Peters, Margarete Persson-Henning und O. Laemmerhirt / von Erich von Salzmann
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Abzüge schaffen wollen, sie nehmen dann eine Arrieregardenstellung ein, wie es in Oviumbo war. Haben sie wie dort ihren Zweck erreicht, so ziehen sie selbst ab, ohne daran zu denken, dem etwa abziehenden Gegner noch tagelang zu folgen. Besonders dieses für uns gerade nicht glückliche Gefecht zeigt, wie sehr die Herero ihre Schwäche gegenüber unserer Artillerie in bergigem Gelände wie bei Onganjira erkannt hatten. Wir Artilleristen rechnen uns auch nicht umsonst diesen Tag als besonderen Ehrentag, denn wir hatten dort vorzügliche, deutlich erkennbare Wirkung. Bei Oviumbo legten sie ihre Schützenlöcher in den Busch in der flachen Ebene und hatten eine vorzügliche Wirkung, um so unheimlicher für den An­greifer, da er den Verteidiger fast nie zu Gesicht bekam.

Die am 15. Juli zurückkehrende zweite Patrouille konnte nur genau dasselbe berichten wie die Witboiabteilung, auch sie war in dichtem Busch auf Herero gestoßen, hatte, ohne einen Schuß zu tun, um sich nicht zu verraten, einige Gefangene gemacht und war mit diesen zurüekgekehrt. Die gefangenen männlichen Herero waren unbewaffnet und wohl nur Vieh­hirten gewesen, anscheinend waren doch noch größere Viehmengen südlich des Waterberges. Tatsache ist leider, daß bis an den Feind heran auch nicht ein Halm Gras zu finden ist; was nicht abgefressen ist, haben die Herero durch Grasbrand vernichtet, um jedenfalls nach afrikanischen Begriffen eine neutrale Zone zu schaffen, die einem nur auf Weide angewiesenen Gegner zu überwinden immerhin Schwierigkeiten verursachen dürfte. Und damit komme ich zu etwas anderem, nämlich nochmals zum Zustand unserer Pferde.

Über dieses Kapitel könnte man nur drei Worte setzen: ,,Wir brauchen Hafer. Ich halte den Versuch, die deutschen Pferde nur von dem Weide­gang zu ernähren, für mißglückt. Man sehe sich nur einmal unsere armen Tiere an, meist sind sie sehr stark abgemagert, haben dabei aber dicke Heu­bäuche. Wie ich schon früher schrieb, haben viele infolge der scharfen Gräser Wunden im Maul, können also nicht ordentlich fressen bzw. kauen. Dieses sind die ersten Todeskandidaten, von denen wir noch eine ganze Anzahl haben. Auf jeden Fall haben wir bereits die Erfahrung gemacht, daß das so vielgerühmte Gras, das sich einem unbefangenen Auge als voll­kommen vertrocknet, kraft- und saftlos präsentiert, auch nicht im ent­ferntesten den Nährwert hat, der ihm von alten Afrikanern zugeschrieben ward. Es ist eben höchstens Magen füllend, aber niemals Kraft gebend und kann am allerwenigsten, besonders im jetzigen ausgetrockneten Winter­zustande, eine Haferfütterung ersetzen. Im übrigen erzählt man sich, daß sogar die alten Afrikaner in Friedenszeiten für ihre Tiere ganz ansehnliche Haferzulagen aus privaten Mitteln zugekauft hätten. Der berühmte mon­golische Pony, wohl das genügsamste Reittier der Welt, leistet nach meinen Erfahrungen bei Körnerfutter das Dreifache von dem, was er nur mit