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Weidefutter leistet. Man beobachte nur den durch die Wüste Gobi ziehenden chinesischen Kaufmann. Trotz stellenweise schönster Weide futtert er stets nebenbei reichlich Körnerfutter, und dieser sparsame, mit geringen Bruchteilen eines Pfennigs rechnende Jünger Merkurs tut dies gewiß nicht umsonst. Er weiß genau, daß ihm sein Tier nicht nur das Doppelte leistet, sondern auch doppelt so lange hält mit dem Körnerfutter, als ohne dieses. Hier kommt nun noch die Schwierigkeit hinzu, daß fast alles bereits abgeweidet ist und daß dasjenige, was stehen geblieben ist, sicherlich nicht gerade das Beste ist. So lange wir unseren Tieren Hafer geben konnten, sahen sie prachtvoll aus, es war eine Freude, die Truppe zu sehen, und jetzt sehe ich tränenden Auges unsere schönen Pferde langsam sterben. Es ist ein Jammer. Nochmals alles zusammenfassend komme ich zu dem Schluß: Klimatische Verhältnisse, wie starke Nachtkälte bei hoher Tageshitze, die dünne Höhenluft machen unser ausgewachsen importiertes deutsches Pferd nur dann in der hiesigen Kolonie zu einem allen Anstrengungen eines Feldzuges gewachsenen Reit- bezw. Zugtier, wenn es eine genügende Haferernährung dauernd erhält. Als Beispiel möchte ich die englische Betschuana-Polizeitruppe anführen, die unter denkbar schwierigsten Transportverhältnissen doch ein tägliches Quantum von 14 Pfund Hafer futtert, wie mir von einem Augenzeugen und Kenner dortiger Verhältnisse mehrfach versichert wurde und die dabei reiterlich Hervorragendes leistet. Wir hoffen jetzt. täglich, den Hafertransport, der unterwegs ist, ankommen zu sehen; die Haferfütterung hat nebenbei auch noch den Vorteil, daß man unabhängig von der Lage der Weideplätze wird. Vergleicht man die Kosten der zwecks Hafertransports anzuschaffenden Ochsenwagen mit dem Wert der mangels genügender Ernährung eingegangenen oder zeitweise unbrauchbar gewordenen Tiere, so würde, glaube ich, das Ergebnis für die Ochsenwagen sprechen, wobei ich noch ganz von der erhöhten Leistungsfähigkeit der Truppe im Vergleich zur augenblicklichen absehe. Nicht ganz so schlimm steht es mit den Muli, die sich trotz der mangelhaften Ernährung immer noch in leidlichem Zustande befinden und ihre Kanonen sehr brav durch den tiefsten Sand schleppen. Im äußersten Notfälle müßte man eben auf Berittenmachung der Geschützbedienung verzichten und diese zu Fuß gehen lassen.
Sonst gibt’s wenig Neues aus dem Biwak zu erzählen. Die helio- graphische Verbindung mit Detachement von der Heyde und von Estorff ist noch nicht hergestellt. Die heliographische Abteilung baut augenblicklich einen Turm aus Faschinen und Erde, um von diesem aus via Okongawa- Berg heliographieren zu können. Der Funkentelegraphie fehlt es am nötigen Benzin, das auch täglich mit Ochsenkarren erwartet wird; nur das Kabel ist merkwürdigerweise noch ganz intakt. Wenn dieSchwarzen nur ahnten, wie sie uns durch geringe Unterbrechungen an demselben schädigen