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Im Kampfe gegen die Herero : mit 196 Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers, seiner Kameraden u. a. und 14 Originalzeichnungen von Anita Peters, Margarete Persson-Henning und O. Laemmerhirt / von Erich von Salzmann
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Bewunderungswürdig war der feste Schlaf unserer Witbois, die sich durch nichts stören ließen. In Gegenwart des Weißen verlassen sie sich nämlich fest auf diesen, nicht ganz mit Unrecht, denn in solcher Situation paßt eben jeder Posten doppelt auf, das wissen unsere lieben Bundesgenossen auch ganz genau.

Gegen 3+ Uhr ließ ich eine Hand voll Hafer abwechselnd füttern, und um 4 Uhr gings w r eiter, den Siidhang des Berges entlang; bald kamen wir in dichten Aloewald mit übermannesdicken Stämmen und vielen Schlingpflanzen, die Passage wurde immer schwieriger, wir mußten mehr­fach kehrt machen, um einen anderen Weg zu suchen, dazu knackten die trockenen Aloeblätter auf der Erde bei jedem Schritt, ein wenig angenehmes Geräusch. Alle Augenblicke hielten die Witbois an der Spitze, bald sahen sie am Berghang ein Feuer, bald hatten sie Stimmen gehört w T ir waren eben mittendrin. Mich überkam ein frohes Gefühl, endlich mal heran an den Feind zu sein, mit der berechtigten Aussicht, eine gute Meldung nach Hause zu bringen. Punkt 6 Uhr, es dämmerte schon leicht, passierten wir die Südwestecke des Berges, an der auf kaum 200 Schritte Lagerfeuer sichtbar wurden. Jetzt mußten uns die Schwarzen auch bemerkt haben, denn allmählich verschwand Feuer auf Feuer, lautlos, jeden Augenblicke konnten Schüsse krachen, doch nichts regte sich, und einer hinter dem anderen zog die Patrouille still weiter. Mir juckte es bedenklich in den Fingern, eine Salve in die Werft hinein zu senden, aber ich dachte der Verantwortung als Führer der mir an vertrauten Leute und ließ es lieber sein, <Jenn eine Patrouille soll nicht fechten, sondern sehen, und ich halte es für einen größeren Erfolg, ohne einen Mann oder ein Pferd zu ver­lieren und ohne einen Schuß getan zu haben, eine Meldung nach Hause zu bringen, als umgekehrt.

Der Morgen dämmerte herauf, man konnte weiter und weiter sehen; wir wendeten uns nach Norden, so den Berg allmählich zwischen uns und unsere Truppen bringend. Wir kamen in lichteren Busch und mit zunehmender Helligkeit bemerkten wir, daß wir in ein sich nach der Marsch­richtung (Norden) zu verengendes Tal ritten, ein richtigerWurstkessel. Am Berghange rechts wurde Rauch sichtbar, und nach und nach erkannte man Werft an Werft. Das Tal verengerte sich, und die Wände waren rechts und links kaum noch 200 Meter entfernt. Der Landeskundige mahnte zur Umkehr, ehe es zu spät würde; ich konnte mich der Einsicht, daß wir in eine Art Trichter ritten, aus dem bei der bekannten Gewandtheit des Feindes im Umzingeln beim Angriffe kein Entrinnen mehr möglich war, nicht länger verschließen und gab traurig den Befehl kehrt zu machen. Unser Ziel, Omuveroumwe im Passe, zwischen dem kleinen und dem großen Watergebirge, lag dicht vor uns, deutlich hörte man das Vieh dort brüllen und die Hunde bellen. Wir wandten uns vielleicht ein Kilometer nach Südwesten