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und Essen würden stets mangelhafter, dafür müßten alle Sklaven hart arbeiten. Kaffee, Reis, Zucker usw. seien schon gänzlich unbekannte Luxusartikel, und „Rum“, das beliebte Betäubungsmittel, fehle gänzlich. Die Herero, besonders die Orlogsleute, sonderten sich gänzlich ab und schlachteten tagaus tagein von dem gestohlenen Vieh, vom eigenen würde kein Stück angerührt.
Beim Weiterreiten sahen wir am Südende des Berges Staub- und Rauchwolken in der Gegend von Tjetjos Werft. Wir hatten gegen io Uhr die große Straße von Karibib nach Omuweroumwe passiert, und ich hatte einen Moment absitzen lassen, um nachzugurten, als ein Mann der linken Seitenpatrouille angaloppiert kam und meldete: „Links auf iooo Meter Herero im Vorgehen“. Ich ließ aufsitzen und hielt nach einer Weile, um vom Pferde aus zu konstatieren, in welcher Stärke die Herero da waren. Man sah sie deutlich von Busch zu Busch schnell gedeckt vorspringen, und als sie auf 600 Meter heran waren, konnte man ungefähr zwanzig Schwarze, davon einige mit Gewehren, unterscheiden. Mir konnte nur daran liegen, meine wichtige Meldung schleunigst nach Hause zu bringen, daher gab ich Befehl zum Ändern der Marschrichtung und trabte ab. Bald kamen wir in dichten Busch, vor uns und links von uns zeigten sich starke Staubwolken, die die Befürchtung nahelegten, daß man am frühen Morgen unsere Spuren gefunden hatte und daß sie nun versuchten, sich der Patrouille im Busch vorzulegen, um uns abzufangen. Als wir nach zehn Minuten wieder in lichtes Gelände kamen, meldete wiederum die linke Seitenpatrouille: „Links Herero im Vorgehen“. Ich wich wiederum aus und trabte eine längere Strecke. Von da ab zeigte sich nichts Verdächtiges mehr. Uns kam die Strecke bis zu den Wasserlöchern endlos vor, da die Pferde zum Umfallen müde waren. Die Sonne war schon am Horizont, als wir endlich um sechs Uhr abends die Wasserlöcher erreichten. Die Tiere hatten 28 Stunden ohne Wasser eine lange Strecke zurückgelegt und soffen bis sieben Tränkeimer. Meine Stute „Lottemaus“ stöhnte ordentlich, so viel hatte sie zu sich genommen.
Eine Stunde wurde gerastet, dann ging’s weiter in die schwach vom Monde erhellte Nacht hinein, quer durch den Busch. Die Witbois vorn an der Spitze schliefen alle Augenblicke auf ihren Tieren ein und kamen von der Richtung, die so wie so sehr schwer zu halten war, ab, bis es mir schließlich zu bunt wurde und ich sie nach hinten schickte. Gegen ii-J- Uhr kamen wir an ein breites Flußbett, das nur derOmuramba sein konnte; ob wir aber nun oberhalb oder unterhalb des Lagers waren, war sehr schwer zu entscheiden. Feuerschein war auch von den höchsten Bäumen nicht zu entdecken. Die Witbois hatten anscheinend am Ende der Abteilung genau ebenso geschlafen wie an der Spitze, denn sie waren zurückgeblieben und nicht mehr nachgekommen. Um sie heranzudirigieren, ließ ich zweimal