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Im Kampfe gegen die Herero : mit 196 Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers, seiner Kameraden u. a. und 14 Originalzeichnungen von Anita Peters, Margarete Persson-Henning und O. Laemmerhirt / von Erich von Salzmann
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essen gut schmecken und konnte mich auch mit einigen mich besuchenden Bekannten unterhalten, was allerdings der Arzt in Anbetracht des wieder steigenden Fiebers bald auf das Äußerste beschränkte. Von diesem erfuhr ich dann auch wenigstens ungefähr das Ergebnis der Operation, das doch recht betrübend war. Der rechte innere Knöchel und das Schienbein­ende waren völlig zerschmettert, und das Schienbein hatte daher um an­nähernd 3 Zentimeter abgemeißelt werden müssen. Damals sagte man mir noch, daß nun keine weitere Gefahr vorhanden sei, wahrscheinlich um mir Mut im Ertragen der Schmerzen zuzusprechen; ich ahnte nicht, daß ich jedoch dauernd der Gefahr ausgesetzt war, den ganzen Fuß zu verlieren, wie es leider manchem anderen Schwerverwundeten ergangen ist.

Das Fieber stieg wieder sehr hoch, trotzdem wurde ich am 16. mittags mit einem Krankenwagen nach dem im Waterberger Missionshause ein­gerichteten Feldlazarett transportiert. Wieder ging die schreckliche Fahrt los, ich lag mit dem am Typhus erkrankten Wachtmeister der 6. Batterie Weigelt, der aus meinem alten Regiment stammte, und einem an Lungen­entzündung erkrankten Reiter in einem Wagen. Beide waren ganz ruhig, sie befanden sich noch im Anfangsstadium ihrer Erkrankung. Bei glühender Sonnenhitze, die mir einen quälenden Durst verursachte, ging es den rötlich schimmernden Felsen des Waterbergplateaus entgegen. Dem armen neben mir liegenden Wachtmeister sollte es nicht mehr vergönnt sein, die Heimat und seine noch bei Glogau lebenden alten Eltern wieder zu sehen. Nachdem ersieh vom Typhus etwas erholt hatte, gab ihm die tückische Malaria, die er von seinem Aufenthalt in Kamerun mitge­bracht hatte, den Rest. Er starb im Lazarett No. 4 in Waterberg am 23. Oktober und schläft nun auf dem dortigen Kirchhofe mit noch manchen anderen Kameraden in afrikanischer Erde den letzten Schlaf.

Mit sinkender Sonne näherten wir uns den Bergen, jedoch dauerte es noch zwei Stunden, ehe wir an den ersten, schon weithin sichtbaren Lagerfeuern angelangt waren. In der Dunkelheit sah ich ein Haus, dann Gruppen von Soldaten um die Lagerfeuer, und endlich hielt der Wagen wir waren am Ziel. Nach kurzer Zeit kam der liebenswürdige Chefarzt des Verwundetenlazaretts Stabsarzt Dr. Wiemann heran, ich wurde ausgeladen und auf meiner Krankentrage einen ziemlich steilen Abhang hinaufgetragen; in der Dunkelheit war weiter nichts von der Gegend zu erkennen. Man brachte mich in ein steinernes Haus und setzte mich in einem der Zimmer ab, das seiner Türen und Fenster beraubt war. Dort fand ich vier am 11. August verwundete Kameraden vor, die sämtlich auf Decken auf dem festgestampften Lehmfußboden lagen und mich freundlich bewillkomm- neten; ich war der einzige Glückliche, der sogleich über ein Bett verfügen konnte, denn ich hatte das mir in Ombuatjipiro übergebene vorsichts­halber mitgenommen. Endlich nach langen Monaten lag ich wieder ein-