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Im Kampfe gegen die Herero : mit 196 Abbildungen nach Originalaufnahmen des Verfassers, seiner Kameraden u. a. und 14 Originalzeichnungen von Anita Peters, Margarete Persson-Henning und O. Laemmerhirt / von Erich von Salzmann
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Lunch, um dann des Nachmittags zu schlafen, und um 7 Uhr wieder das Diner zu essen. Mir tat allerdings diese Langeweile recht gut, ich erholte mich sichtlich und fühlte mich von Tag zu Tag wohler.

Weihnachten und Neujahr brachten eine geringe Abwechselung in das einförmige Programm. Der Weihnachtsbaum stand auf dem Tisch im Speisesaal, und es gab nach deutscher Sitte recht reichlich zu trinken. Unter anderen Passagieren aller Nationen befand sich auch ein junges, nettes Mädchen an Bord. Sie war die Gesellschafterin einer alten Dame, die wie ein Cerberus darauf achtete, daß die Jugend keinen Unfug trieb. Bedauernswertes Geschöpf! Ich glaube, sie hätte sehr gerne mitgetan, aber höchstens gestattete die alte Dame mal eine Partie Salta, nicht ein­mal eine Apfelsine durfte sie mir schälen, das fand die Alte bereits un­passend und untersagte es.

Kurz nach Neujahr passierten wir Las Palmas. Da wir einen Typhustodesfall an Bord hatten, durften wir nicht heraus und blieben auf der Außenreede, was unserem Kapitän anscheinend gar nicht unangenehm war, denn er sparte so die Hafenabgaben. Wir durften nicht einmal von den berühmten Stickereien und dem prachtvollen Obst der Kanarier kaufen, wir waren eben in Quarantäne. Man ist dort auf den schönen Inseln sehr streng mit den Quarantänebestimmungen, da eine ausbrechende Epidemie dort natürlich die Hauptlebensader der Inseln, den Fremden- und Durchreisen den verkehr, lahmlegen würde. Das winzige Polizeiboot mit seinen zwei Insassen wachte über unsere Sicherheit und ließ keinen der Händler auch nur dem Schiff nahe kommen.

Die Zeitung brachte mir die traurige Nachricht vom schnellen Tode des Leutnants Ehrhardt, der so treu für mich in Waterberg gesorgt hatte. Der tückische Typhus hatte seinem Leben ein Ende gesetzt. Mit ihm starb einer der liebenswürdigsten Kameraden, die ich da unten kennen lernte. Die Nachricht stimmte mich recht traurig.

Wir waren vormittags in Las Palmas angekommen. Schon am selben Nachmittag gingen wir wieder in See; nächstes Ziel: Vlissingen, das wir am 4. Januar erreichten, um auch dort wiederum nicht an die Mole zu gehen, der Kostenersparnis halber. Wir ankerten außerhalb und nahmen Kohlen über.

Von besonderem Interesse für alle war die Nachricht vom Falle Port Arthurs, die uns hier erreichte.

Es war ein recht trüber Regentag, der einem doch die guten Seiten Südafrikas, nämlich die ewige Sonne, in angenehme Erinnerung brachte. Am Land war der Sturmball aufgezogen, so daß ich ernstlich erwog, ob ich nicht von Vlissingen aus die Eisenbahn benützen sollte. Da ich keine Zivilkleider mit hatte und infolge meines verbundenen Fußes ohne Stiefel, in der fremden Uniform ziemlich aufgefallen wäre, unterließ ich es schließ-

von Salzmann, Im Kampfe gegen die Herero. 14