mehrere Wunder, worunter jedoch eines deutlich zeig-te wie groß der Aberglauben des Volkes ist undwie sehr die Geistlichen denselben unterstützen,um die Gläubigen in der so angenehmen Dumm-heit zu erhalten1.- Die Geschichte lautet wie folgt.
„Man benutzte die göttliche Wunderkraft die-ses Tuches, indem man den Gebährenden von Ra gusa und der Umgegend zur Zeit ihrer Nieder-kunft ein Zipfel desselben reichte, wodurch sieeine leichte und schmerzlose Geburt überstanden.Da hatte denn auch einst eine Jüdin die immermit großen Schmerzen ihre Kinder zur Weltbrachte dieses Tuch, indem sie sich für eine Chri stin ausgab, zu erlangen gewußt, und seyjedoch aus Strafe für diesen Frevel unter dengräßlichsten Schmerzen verschieden.- Um nichtähnlichen Betrügereien ausgesetzt zu sein, be-schloßen die heiligen Väter der Kirche dasTuch niemand mehr reichen zu lassen."2
Man zeigte uns ferner den Schmuck der heiligenMadonna worin sich unter einer Massa von Perlenauch eine befindet, die mir wegen ihrer seltenen
Größe auffiel. Sie bildet den Bauch eines golde-nen Pferdes.- Ein Franziskaner Mönch führteuns sodann in das Franziskaner Kloster3, welchergroß ist, und sich durch sein äußerst schweinigesRefectorium4 und durch eine Bibliotek von geist-
lichen Büchern auszeichnet, die meistens aus sehrnett geschriebenen Exemplaren besteht.Gegen 4. Uhr fuhren wir wieder an Bord dawir unmöglich Lust bekommen konnten in dieserguten Stadt etwas zu essen.- Was mich noch über-raschte ist die Tracht der gemeinen Dalmatiner-Sie haben viel ähnliches mit den Türken5 und tra-gen alle Waffen, meistens einen langen Dolchund eine Pistole.6
3te April. Diese Nacht schlief ich doch einmahlwieder ruhig und angenehm, wenigstens so alses sich in den Kajüten bitten schlafen läßt. Daheute der Sturm draußen noch immer anhältso ist es unmöglich weiter zu kommen.- Umuns daher die Zeit zu kürzen gingen wir wiederans Land, und zwar in Begleitung des 2ten Schiffs-Offiziers Herrn Constantini.- Dieser lustige Patron
Religiöse Abwertung (Christentum)
↩Religiöse Abwertung (Judentum)
↩Franziskanische Orden umfassen diverse, überwiegend römisch-katholische, Ordensgemeinschaften.
↩Speisesaal eines Klosters
↩Die Bezeichnung „Türken“ charakterisiert in diesem Zusammenhang primär osmanische Muslime aus einem (diffusen) Kulturraum und nicht zwingend Bewohner_innen des heutigen Staatsgebiets der Türkei.
↩Dubrovnik (hier als Ragusa oder Gravosa bezeichnet) war seit dem Wiener Kongress (1815) Teil des k.u.k. Kronlands Dalmatien. Der kulturelle Einfluss der Osmanen war aufgrund der wechselvollen Stadtgeschichte und der geografischen Nähe in vielen Aspekten - auch in der Kleidung - sichtbar. (HSS-000079-02)
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