Reise wünschen.- Wie aber jede Sache ihre Unannehmlich-keit hat, so waren auch wir nicht frey davon.- In un-serer Barke gab es eine solche Menge von Unge-ziefer als Wanzen, Ratten, Mäuse, Flöhe etc etc.daß wir uns derselben kaum erwehren konnten.-So lag ich eines Abends auf meiner Pritsche, undhörte meinen Freund Pottika immer seufzen.- Ichfragte ihn was ihm den wäre?„Ach Gott war dieAntwort, ich kann nicht schlafen, mir läuft alleAugenblicke ein Ratz über das Gesicht.- Wir setz-ten uns daher manche Nacht auf das Dach unsererKajüte und rauchten Taback, wo wir uns aberauch bis an den Hals vor den Gelsen1 bewahrenmußten. Eine andere Unannehmlichkeit war derschlechte Wind oder die Windstille die uns oftheimsuchte.- War dieß der Fall,- so mußtenunsere Matrosen das Schiff, wie bey uns hier dieSchiffspferde ziehen.- Da kein ordentlicher Herdwar, so bekammen wir auch nichts Gutes zu essen,und wenn ich trinken wollte, so schöpfte ich nurdas Wasser aus den Nil , was denn doch auch ge-rade nicht am appetitlichsten war, indem immer
die Büfeln und die Menschen hier baden.- So kam-men wir endlich nach Mansura2, wo wir uns vor-nahmen die Barke retour zu schicken und mit Pfer-den weiter zu reisen. In Mansura stiegen wirans Land, und fielen beinahe vor Hitze um. Wirsuchten den Gouverneur auf, fanden ihn aber nicht,-da er in Cairo war,- wir suchten andere Staatsbe-amte, die schliefen alle, kurz wir sassen da,- undgingen ins Kaffehaus.- Dank sey es unsern bra-ven Dragoman Achmed3, der endlich einen soge-nannten Scribani4 daherbrachte, und den wir unserAnliegen wegen Mietpferden vortrugen.- Nachlangen dummen Herumplauschen kamm endlich heraus,daß er um keinen Preis welche aufbringen könne,und daß wir daher schon verdammt sind auf derelenden Barke weiter zu fahren.- Um uns etwaszu trösten ließ er uns eine Flachsreinigungsfabriksehen und begleitete uns dann auf die Barke, nachdemer, da wir wieder Windstille fürchteten, einige Ara ber gleichsam gezwungen hatte, bey uns Matrosen-dienste bis Cairo zu nehmen.- Wir fahren also wie-der fort unser Mißgeschick verwünschend.- Doch der
Österreichische Bezeichnung für Stechmücken.
↩Al-Mansura
↩Auch in Kairo erweist sich die bedeutende Funktion des Dolmetschers Achmed für die Österreicher.
↩Die Bezeichnung „Scribani“ leitet sich vom lateinischen Wort „Scriba“ (auf Deutsch: Schreiber) ab. Als Scribani wird wahrscheinlich ein Diplomat bzw. Beamter am Hof des Vizekönigs gemeint sein.
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