Akte 
"Meine Reise nach Ägypten" Carl Junker, 1847
Entstehung
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Herr erhörte uns und sandte günstigen Wind.- Nacheiner 4. Tage langen fahrt kammen wir vor Schubra1,dem Lustschloße des Paschas   und dem Barage(einengroßen Wehre im Nil  ) vorbey nach Cairo.- Da in derStadt die Thore um 9. Uhr gesperrt werden, so mußtenwir diese Nacht(da wir erst um 10. Uhr ankammen)noch zum letzten Mahle auf unsere Pritschen schlafen.Des andern Morgens waren wir schon sehr früh aufden Beinen und nachdem die Duan(Zoll) Beamtenuns ein wenig sekirt hatten, setzten wir uns inden bereit stehenden Omnibus   des Hotels d'Ori-ent und fuhren ins Gasthaus.- Wir kammen na-türlich wie Schweine dort an, daher auch unsererstes Geschäft das Baden war.- Nachdemwir uns so gereiniget hatten, waren wir wieneugeboren, und besichtigten die Stadt.- Cairoist viel schöner wie Alexandrien, nicht was dieBauart der Häuser, sondern die Gegend betrifft.Da es unmittelbar am Nil liegt, ist die Vege-tation auch viel frischer und lebhafter als inletzterer Stadt.- Vor dem Hotel d'Orientsind mehrere Aleen angebracht, wo abends sich
die schöne türkische Männerwelt versammelt und eineräußerst mißtönenden arabischen Musik mitgroßem Behagen zuhört2.- Das Hotel selbstist viel eleganter als das Hotel dEurope inAlexandrien und überhaupt so confronntabel einge-richtet, als man es sich nur wünschen kann.-Des andern Morgens besichtigten wir die Merk­ würdigkeiten   in und um Cairo.- Zu letzteren ge-hören auch die Piramiden von Gizeh  , die größtenin Egypten.- Wir nahmen uns zu diesem ZweckeEsel und ritten 1 ½ Stunden außer Cairo durch Ale-en und Palmenwäldern nach Gizet.- Der Eindruck,welchen die Piramiden hervorbringen ist schwerzu beschreiben. Ich glaube der profanste Menschwird innig ergriffen von diesem Weltwunder3.Diese Riesenbauten geben den Beweis, welchhohe Stufe der Kultur die Bewohner diesesLandes schon im frühesten Alterthume erreichthatten.- Viele Jahrhunderte sind vergangenspätere Bauwerke sind längst in Trümmerzerfallen, aber auf die Riesenmauerwerke habenZeit und Wetter wenig Einfluß ausgeübt,- viele

  1. Schubra al-Chaima

  2. Kulturelles Unverständnis

  3. Der 19. Jahrhundert ist von einer starken Begeisterung für die altägyptische Kultur und Kultur geprägt. Auslöser für die Ägyptenbegeisterung („Ägyptomanie“) in Europa waren vor allem zwei Ereignisse: der Ägypten-Feldzug von Napoleon Bonaparte (1878-1801) und die Entzifferung der Hieroglyphen (1822).