Akte 
"Meine Reise nach Ägypten" Carl Junker, 1847
Entstehung
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Menschengeschlechter haben staunend vor ihnen gestan-den, und sind spurlos von der Erde verschwunden,sie aber erheben heute noch ihr stolzes Haupt in dieWolken und mahnen den Beschauer zu ernstenund wehmütigen Betrachtungen.- Nur in ei-nem Lande, in welchem Einer Herr, alle Andernaber Sclaven   sind, war es möglich, solche Rie-senbauwerke aufzuführen.- Wer möchte jene Zeit,in welcher solche Werke erbaut wurden einegroßartige nennen und sie zurückwünschen,-wenn er bedenkt, daß viele Tausende ihr Le-ben in Sclavenarbeit aufopferten, um für ei-nen Despoten ein Gebäude zu errichten, in wel-chem dessen Gebeine sicher ruhen können!1Bewundern aber müßen wir das Volk, dasschon in so früher Zeit in seinem Bau- und Ma-schienenwesen solche Fortschritte gemacht hatte,um solche Bauwerke aufzuführen.2- BeyGizeh sieht man 3. Piramiden in geringerEntfernung von einander und in verschiedenerGröße.- Ihre Form kann man leicht aus derbeigezeichneten Skizze erkennen. Es sind un-
geheure viereckige Gebäude, welche theils aus gro-ßen Kalksteinblöcken, theils aus gebrannten Stei-nen verfertiget, und von außen mit Granitblö-cken oder mit Marmor belegt sind.- Sie laufenvon ihrer Grundfläche nach oben in treppenarti-gen Abstuffungen spitz zu.- Wir besahen diegrößte derselben inn und auswendig.- Wasdas innere derselben betrifft kann ich nicht vielbeschreiben.- Auf der Nordseite der Piramideist ein viereckiges Loch etwa 4. Schuh im Qua-drate.- Von diesen geht eine ziemlich steile Bö-schung in den innern Raum, der ein viereckiges,ich möchte sagen Zimmer bildet, unter welchendie Grabmähler der Pharaonen sich befinden sol-len.- Die Aussicht von den Piramiden herab istkeineswegs so schön, als man glauben möchte,denn nur im Osten weilt das Auge mit Vergnü-gen auf dem schönen Nilthale, welches sich nach demmittelländischen Meere hinunterzieht, auf denübrigen Seiten erblickt das Auge gar nichts, alskahle Felsen, oder öde Sandwüsten, über sichaber einen ewig klaren ungetrübten Himmel.-

  1. Die westliche kulturelle Sicht auf Ägypten als ein “Haus der Sklaverei” basiert größtenteils auf biblischen Perspektiven (Exodus 20,2). Allerdings hatte Ägypten in den meisten Phasen seiner Geschichte keine schriftlich kodifizierte Sklaverei. Die Semantik der altägyptischen Begriffe für Sklaverei und Dienstbarkeit spiegelt eher eine sozioökonomische Abhängigkeit wider als einen rechtlichen Status. Personen, die in Zwangsarbeit involviert waren, waren nicht notwendigerweise lebenslang daran gebunden.

  2. Junker drückt hier seine Bewunderung für die Pionierleistungen der Altägypter im Bau- und Maschinenbauwesen aus.