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liehe Geist, der die verschiedenen Gliedmassen eines Staatskörpers durchdringt, die gemein­same wirthschaftliche Gesetzgebung, der Kern jeder gesunden Staatsidee. Sie kam in Oesterreich nur langsam zur Reife.

Der erste Schritt zu ihrer Verwirklichung war die Creirung einer Hofkammer in Wien (1527) zur obersten Verwaltung der Staatsfinanzen, zugleich als Centralstelle für die Provinzial­behörden (Kammern). Emsig bauten die Könige, zugleich Kaiser, Ferdinand I. und Maxi­milian II., an der inneren Organisation. Industrielle Pflanzungen, an denen es auch fernerhin nicht fehlte, blieben nach wie vor so ziemlich ganz sich selbst überlassen; nicht sowohl nach einem bestimmten Plan in sorgfältig gepflegten Gartenanlagen, vielmehr wie wilde Schösslinge im Walde wuchsen sie auf, allen Unbilden der Zeit fast schutzlos preisgegeben, um grossen- theils bald wieder abzusterben und zu verschwinden, da und dort aber dennoch, allerdings zumeist nur vereinzelt, Wurzel zu schlagen und der Zukunft entgegenzureifen.

Eine verhängnissvolle Umwälzung vollzog sich für die kaiserlichen Erbländer im Laufe des 16. Jahrhunderts in Folge der Entdeckung Amerikas und des neuen Seeweges nach Ost­indien: die Ablenkung des einen Hauptstromes im bisherigen Welthandel, der, wie wir ge­sehen, von Constantinopel längs der Donau und von den italienischen Städten über Wien nach Mittel- und Norddeutschland sich bewegt hatte. Der Handel Deutschlands sowie Oester­reichs begann zu sinken. Kleine Erfolge im Gewerbsleben konnten den Niedergang des grossen Ganzen nicht auf halten.

Beinahe in allen österreichischen Provinzen fand die Erfindung des Jürgenschen Spinn­rades schon unter Ferdinand I. Verbreitung; sie hob die Weberei jeder Art mit vielem Nach­druck und brachte der ärmeren Bevölkerung beiderlei Geschlechts nicht nur auf dem flachen Lande, sondern auch und ganz besonders im Gebirge eine dauernde, bescheiden lohnende Nebenbeschäftigung. Speciell dem böhmischen Erzgebirge kam die gleichzeitige Einführung der Spitzenklöppelei durch Barbara Uttmann zu Gute. Als wesentliche Förderin der böh­mischen Glas-Industrie erscheint um 1 53 o die aus Sachsen eingewanderte Familie der Schürer von Waldheim, zuerst im sogenannten böhmischen Niederland (Falkenau, Kreibitz u. s. w.), dann im Iser- und Riesengebirge, endlich im Böhmerwald.

Zur selben Zeit entstanden in Böhmen die ersten Alaunwerke, als deren Gründer der tüchtige Berghauptmann Christof von Gendorf (f 1563) zu betrachten ist. Er betrieb die Alaungewinnung in Schasslowitz und brachte diese Werke zu hoher Blüthe, besonders als im Jahre 1549 ein Einfuhrverbot von Alaun und Vitriol erlassen wurde, Gendorf dagegen zu seiner Fabrication mehrfache Privilegien erhielt.

Nicht nur für Böhmen, auch für Mähren und Oberösterreich erliess Maximilian II. ein­zelne Verfügungen zur Hebung des Wollengewerbes. Eines besonderen Aufschwunges er­freute sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts der Leinenhandel Schlesiens, dessen Mittelpunkt das Städtchen Jauer bildete. 1 ) Noch vor Ausgang des Jahrhunderts kam in Nieder­österreich, Böhmen, Mähren und Schlesien der von William Lee erfundene Strumpfwirker­stuhl in häufigere Anwendung;.

Rudolfs II. Augenmerk war fast ausschliesslich auf Böhmen gerichtet. Mit lebhaftem Interesse verfolgte er dort besonders die Ausbreitung des Bergbaues; ihm dankt die Stein­schleiferei, die Bearbeitung edler und halbedler Steine, ihre Wiederbelebung. Damit im Zu­sammenhänge steht, dass in den Jahren 15701580 in Böhmen, auf der Herrschaft Radnitz,

x ) Dr. Alfred Zimmermann, Blüthe und Verfall des Leinengewerbes in Schlesien (Breslau 1885).