Dessauer Brückenköpfe unsanft genug empfangen und nach hartem Kampfe aufs Haupt ge­schlagen wurde; die Kartaunen- und Kettenkugeln, die bei Wismar, Aalborg und Hobro die Dänen, vor Nürnberg und Lützen die Schweden, vor Prag, Schweidnitz und Steinau die Sachsen und Brandenburger, vor Neuhäusl, Tyrnau und Neograd die Türken und Tataren mit Tod und Verderben überschütteten, sie waren in den genannten Werken gegossen und geschmiedet. «Lasst die Kugeln giessen,» heisst es, «dass sie geschmiedet werden, und schickt bald eine Anzahl auf die Neiss (nach Neisse), nicht vor die Singerinnen, sondern vor die Quartierschlangen.» Bald wieder folgt die Bestellung von 1000 Stück zehnpfündigen Kugeln und abermals eine solche auf 4000 Stück, und zwar für die «Singerinnen». Der Flösser, der sie von Tetschen aus verfrachtet, nimmt auch 1200 Centner Lunten und 796 Stück «Eisen­werk vor die Artillerie» mit. Die Lunten kamen regelmässig aus Arnau. Die bestehenden Eisenhämmer vermochten den Bedarf an Guss- und Schmiedeeisen nicht mehr zu decken. In Friedland wurde deshalb schon 1627 ein zweites Hammerwerk errichtet. Sämmtliche Hämmer standen im Pachtbetrieb. Die Pächter aber wurden übermüthig und stellten unverschämte Preise. Wallenstein machte kurzen Process. «Sonsten will ich nicht», eröffnet er Ende des Jahres 1628 Taxis, «dass Ihr was mehr vor den Kaiser machen sollt lassen, insonderheit von Eisenwerk, denn es ist so überaus theuer, dass mans anderswo um den dritten Preis kaufen kann, dahero Ihr nichts mehr machen lasst, denn auf solche Weise hätten die Kerls, so die Hammer in Bestand haben, eine gute Sach.» Erst im Winter i63i/32 wurden die Hämmer, und zwar in eigener Regie, wieder für die Armee in Betrieb gesetzt, und empfing der Fried­länder Hauptmann die Weisung, er möge, «so bald es nur möglich sein kann, den hohen Ofen zu Raspenau anlassen und anrichten, wie denn die Kugeln hier müssen gegossen werden.» Ebendaselbst wurden die Hufeisen und Hufnägel für die gesammte Reiterei der zweiten grossen Armee des Friedländers geliefert.

Auch die Gewerbe zu friedlichen Zwecken fanden unausgesetzt sorgsame Pflege und Förderung. So ist der Fürst bedacht (1624), «einen guten französischen Schneider» für Gitschin aufzutreiben, «auf dass man nicht dürfe über Land schicken, Kleider zu machen, dieweil nicht allein alle meine expeditiones allda sein werden, sondern auch ein Studium (eine Hochschule). Ich wollte ihm auch alle meine Kleider, sowohl auch die Livreen machen lassen denn sollen mir Fremde stehlen, so will ichs lieber den Einheimischen zulassen.» Es lobt der Herzog (1625) die gute Verwahrung der Maulbeerbäume in Gitschin, deren Pflanzung er anbefohlen, und verlangt, dass man sich «um dergleichen Leute bemühe, welche von aller­lei Künsten und gute Hantierungen führen und die arte della lana daselbst treiben, auf dass die Stadt dadurch in desto mehr wachsendes Aufnehmen gelange.» Es ist ein ständiger Befehl durch geraume Zeit: «Wegen der arte della seda seht, dass ins Werk gerichtet wird; die Leder lasst auch arbeiten.» Es wurde zur Erbauung einer grossen Gerberei geschritten. '«Dass der Jud zu Gitschin trafikiren will,» antwortet der Fürst auf eine Anfrage des Landeshaupt­mannes, «höre ich gern; lassts ihm nur zu.» Später (i632) wurde «der Röm. kaiserl. Majestät Diener und Hofhandelsjuden» Jakob Bassevi von Treuenberg, der sich mit seinem Vetter Leon Bassevi bereit erklärte, sich in Gitschin niederzulassen, um «alldort seine Commerzien und Hand­lung anzustellen, zu führen und zu treiben», ein ausgiebiger Freiheitsbrief verliehen und «zu meh- rern Aufnehmen ihrer Plandlung» ein Betrag von 3o.ooo fl. vorgestreckt. Schon vor Jahresfrist w r ar an die Hauptleute des Herzogthums die Weisung ergangen: «Weil so viel hochansehnliche Grafen und Herren anitzo zu Gitschin sein und kommen, als soll ein freier, öffentlicher Markt zu Gitschin gehalten werden,» wozu die Kaufleute von allen Herrschaften berufen werden mögen.

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