Der Maulbeerbäume wird fleissig gewartet, meldet Taxis (September 1625), und hofft der Wärter, «aufs Jahr, wills Gott, etwas wenig von Seiden auch zu machen zur Proba»; er hat Aussichten, im Frühjahr aus Italien «gute laboratori dell arte della lana» zu bekommen; «es werden sich auch zwo Eisenhändler hier niedersetzen», und «die Gerberei ist auch all­bereit in gar guten terminis.» Besonders für die Seiden-Industrie erwärmt sich der Fürst, weshalb er Maulbeerbäume in immer grösserer Menge zu pflanzen befiehlt, «denn das wird ein gross Einkommens bringen.» Zehn neuerbaute Häuser in Gitschin will er «durch lauter Plattner bewohnen lassen.» Er schickt den Saganer Baumeister dahin in Begleitung eines gewissen Beato Beati aus Brescia «wegen Einführung des Gewerbes der Plattner.»

Nach Tausenden zählen die Erlässe Wallensteins zur Einführung und Hebung der ver­schiedensten Gewerbszweige in seinem Herzogthum. Mit Eifersucht wachte er, wie in allem Uebrigen, so auch hier auf das ihm vom Kaiser eingeräumte landesherrliche Selbstbestimmungs­recht. Die Aeltesten der Tuchmacherzünfte zu Friedland, Reichenberg und Leipa ge­dachten um Confirmirung ihrer Privilegien bei dem Kaiser einzuschreiten und trugen darum an, ob es gestattet wäre, «dass sie, wie von ihnen begehrt wird, mit dem Handwerk im ganzen Lande diesfalls heben und legen möchten.» Darauf folgte (1628) die Entschliessung: «Wenn wir denn zuzulassen nicht gemeint, dass unsere Unterthanen gleichsam von den anderen Meistern in dieses Königreiches Städten dependiren sollen, sondern wir selbst die Macht haben, ihnen privilegia zu geben: Als werdet Ihr ihnen anbefehlen, die Artikelsbriefe, die sie haben, nach Gitschin förderlichst einzuschicken; so sollen sie nach Ersehung derselben ihrer freien Nahrung halben genugsam versorgt, auch dabei gebührlich geschützt und gehandhabt werden.» Im gleichen Sinne ergieng an die Zünfte der Fleischer, der Barettmacher u. s. w. in Leipa die Weisuner: «Weil das Herzogthum Friedland vom Königreiche Böhmen diesfalls anderer- gestalt privilegirt und anjetzo keinem Handwerk in demselben vonnöthen, sich zuvor bei der Pragerischen Hauptzeche, wie sonst geschehen, anzumelden oder deren Verordnung zu ge- warten: Also mögt Ihr es damit anstellen, wie sonsten gebührt und bei Euch bräuchlich ist, ausser Vermittlung der Prager Hauptzeche, wie denn auch in Kurzem die Handwerke und Zechen dieses Herzogthums deswegen Privilegien erlangen werden.» . . .

Der einst sehr ergiebige Bergbau an vielen Orten des Iser- und Riesengebirges wurde nach gründlicher Durchsuchung durch Bergverständige aus Prag und Kuttenberg allmälig wieder aufgenommen: in Neustadtl bei Friedland, in Semil und Eisenbrod, in Hohenelbe, Rochlitz u. s. w. Bei dieser Gelegenheit suchte Landeshauptmann Taxis vergebens seinen Privatvortheil. Er meldete dem Herzog, dass auf der Herrschaft Sehmül (Semil) sich «eine rothe Färb befindt, welche man Zinnober nennen thut, welche doch mit grosser Mühe, in schlechter Quantität, mit Graben und Waschwerk bis dato allda gefunden worden ist.» Er bittet um eine Bergfreiheit, des Inhalts, dass er allein «Macht und Gewalt in derselben Herr­schaft Sehmül Zinnober graben und waschen zu lassen habe»; der Zehnt solle dem Herzog Vorbehalten bleiben. Wallenstein ging nicht darauf ein, wie begreiflich. «Haltet mich vor kein solchen Narren,» lautete die Erledigung; «ich weiss wohl, was Zinnober ist lasst solchen vor mich arbeiten.»

Ein in Gitschin aufgerichtetes Münzamt war ununterbrochen in Thätigkeit, Gold- und Silberstücke in solche Wallensteinschen Gepräges umzumünzen, auch Groschen und Kreuzer. «Ich thue es nicht des Nutzens, sondern der Reputation wegen», war die Ant­wort, als der Vetter Max daran erinnerte, dass Münzen mit dem Gepräge des kaiserlichen Adlers einen grösseren Nutzen abwerfen würden. Fortwährende grosse Baulichkeiten auf fast