waren. Auch Wallenstein liess sich des Kaisers Wunsch und Willen nach Rekatholisirung der Bewohner des Landes angelegen sein jedoch in seiner Weise. «Die Reformation halte ich vor gut,» erklärte er; «die Violenzen vor bös. Drum will ich, dass man discreta- mente procedirt.» Und nochmals: «Mit Assistenz meines Vettern (Max von Waldstein) fahrt mit der Reformation fort, aber seht Discretion zu gebrauchen, denn die Violenzen taugen nichts. Mein Vetter hat schon einen Befehl, was vor Manier drin soll gebraucht werden.» Als dennoch nicht wenige seiner Unterthanen es vorzogen, den Reformationscommissären sich durch die Flucht zu entziehen und über die Grenze zu wandern, rief sie ein herzogliches Mandat in aller Form zurück, mit dem Bedeuten, «dass alle diejenigen, so aus angezogenen L'rsachen sich absentirt, damit sie sich wieder erholen und zu Kräften kommen mögen, von dato in dreien Jahren aller Contribution und Gaben, wie auch aller Dienst und Roboten be­freiet und deroselben gänzlich enthoben und geübrigt sein sollen, da sie sich nur sonsten, wie getreuen, gehorsamen Unterthanen geziemet und gebühret, erzeigen und beweisen; welches Jedweder zu erkennen und zu seinem Grund und Boden wiederzufinden wissen wird.» Der Landeshauptmann aber, wegen Anwendung von Militärgewalt bei der Reformation gehörig verwarnt, gab die Verwarnung an die Flauptleute der einzelnen Dominien weiter, nicht ohne beizufügen «denn man viel besser wird thun, wenn man die Reformation ganz unterlasse, als mit so grossem Detriment und Schaden propagiren sollte.» . . .

Also entfaltete sich im böhmischen Norden während des allgemeinen Niederganges ringsum im Lande ein allerdings beträchtliches, vielgliederiges, blühendes Gemeinwesen und durfte es seine Kräfte sammeln, um die nun bald auch über diesen Landestheil hereinbrechen­den Drangsale zu überdauern.

Dass der Fürst seine grosse Vorliebe für Werke des Friedens nicht auf den eigenen Besitz beschränkte, sondern nach besten Kräften auch anderweitig bethätigte, versteht sich von selbst. Fhefür aus zahllosen Beweisen nur einen. Es war im Jahre 1625, als in Innerberg (Steiermark) durch Vereinigung der dort schon seit Jahrhunderten bestehenden neunzehn ein­zelnen Schmelzöfen oder Radwerke zum gemeinsamen Betriebe die Innerberger Haupt­gewerkschaft gegründet wurde. Sie litt, wie sich leicht denken lässt, durch die kriege­rischen Zeitverhältnisse und die hierdurch bedingten vielen Hemmnisse des Verkehres ausser­ordentlich. Ihr griff denn Wallenstein mit einem geharnischten «Passbriefe», der auch dem Kaiser überschickt wurde, «zu freier Fortstellung ihrer Handlung ins Reich und anderswo» unter die Arme. Zur strengen Darnachachtung wurde das Patent am 19. April i633 den hervor­ragendsten Führern der Friedländischen Armee, den Generalen Aldringen, Gallas, Holk und Schauenburg, besonders eingeschärft. Die steirischen Gewerken wussten diese werkthätige, kräftige Intervention zu schätzen.

Aehnliche Schöpfungen wie jene Wallensteins in Friedland-Reichenberg, Gitschin, Leipa, Aicha, Hohenelbe, Arnau u. s. w. hatte keiner seiner Zeitgenossen im Bereiche unserer Mon­archie auch nur beiläufig aufzuweisen. Unseres Wissens hat in Böhmen ausserhalb des Herzog­thums Friedland ein einziges grösseres Industrialunternehmen den Sturm des «grossen deutschen Krieges» überdauert, das im Jahre i63o zu Lukawitz (Herrschaft Nassaberg im Chrudimer Kreise) von Franz von Cu vier errichtete, nachweisbar älteste «Mineral werk» Oesterreichs, das heute noch besteht.

Bei allem Stoffwechsel im Reiche der Materie geht doch bekanntlich kein Atom jemals verloren. So darf vielleicht auch behauptet werden: Wohlthäter, wirkliche und wahrhafte Wohl- thäter der Menschheit, verfehlen nur selten oder niemals ganz ihren Zweck, ob sich nun ihre