Der Durchfuhrverkehr ist somit von o. 66o Millionen Metercentner im Jahre 1852 auf 5.4 Millionen im Jahre 1895 gestiegen, das heisst, er hat sich mehr als verachtfacht. Die höchsten Ziffern für die Waarendurchfuhr wurden im Jahre 1877 erreicht, wo nicht weniger als 7.3 Millionen Metercentner Waaren durch die Monarchie geführt worden sind. Die nächsten Jahre zeigen eine Abnahme, die aber durch den Umstand erklärt wird, dass seit Anfang des Jahres 1879 Getreide aus Russland und Serbien zollfrei einging und dadurch die Nothwendig- keit entfiel, dieses der Durchfuhramtshandlung zu unterziehen. Seit i.Juni 1882 ist Getreide wieder zollpflichtig und die Aufschreibung für die Durchfuhr veranlasst worden. Trotzdem hat die Durchfuhr in Garten- und Feldfrüchten die Höhe vor 1878 nicht mehr erreicht, weil die Ausfuhr russischen Getreides sich immer mehr und mehr auf dem Seewege vollzog, andererseits amerikanischer Weizen einen Theil des Absatzgebietes eroberte. Der Umfang der Durchfuhr hat somit, begünstigt durch den Ausbau des österreichisch-ungarischen Eisen­bahnnetzes, in den letzten Decennien in ausserordentlicher Weise zugenommen. Aber auch Inhalt und Richtung der Durchfuhr haben sich nicht unwesentlich geändert. Rechnet man das Deutsche Reich und die Schweiz zum Westen, Russland, Rumänien, Serbien, die Türkei und Montenegro zum Osten, Italien mit den Seehäfen aber zum Süden, dann erhält man nachstehende Zu­sammenstellung :

Durchfuhrmengen Oesterreich-Ungarns

Eintritt

Austritt

1860

O

C T\ 00

M

1860

1890

Millionen

Metercentner

Westen .

0.191

2.099

0.329

4-897

Osten ....

3.6 i 6

0.156

1 -°45

Süden

. . . i.n 7

I .221

O.094

Die grösste Steigerung hat in den 3 o Jahren demnach der Eintritt aus dem Osten und Westen erfahren, während der Eintritt über den Süden fast gleich geblieben ist. Aehnliche Ver­hältnisse finden wir beim Austritte. Die Durchfuhr nach dem Osten, namentlich aber jene nach dem Westen, hat der Menge nach stark zugenommen, jene nach dem Süden aber abgenommen.

Ausser den in der Tabelle genannten Rändern kommen nur noch kleinere Durchfuhren von Waaren in Betracht, die aus Aegypten, Britisch-Indien, Brasilien und den Vereinigten Staaten von Amerika stammen. Aus Aegypten kommt etwas Baumwolle für deutsche, fran­zösische und zum Theile auch russische Spinnereien, kleine Mengen auch aus den Vereinigten Staaten. Aus Brasilien wieder Kaffee für den Consurn der Balkanstaaten.

Auffällig ist der Rückgang der Durchfuhr vom Süden und nach dem Süden. Der Verlust Venedigs, die Ablenkung des Verkehres durch die Gotthardbahn und, man kann wohl hinzufügen, das Fehlen einer zweiten Eisenbahnverbindung nach Triest sind die ersten Gründe dieser Erscheinung. Die Durchfuhrziffern über Triest werden dies sofort klar machen:

Von den durchgeführten Waaren gelangten über Triest zum

Eintritt Austritt Eintritt Austritt

Mill. Metercentner in Percenten der Gesammtdurchfuhr 1867 . . . 0.345 °-50 17-9 29.3

1890 . . . 0.687 0.292 9-9 4-2

Die Ziffern sprechen eine traurige Sprache.

Unsere Durchfuhr bewegt sich nicht wie bei den anderen Industriestaaten von der See­küste nach den Hinterländern, für Oesterreich-Ungarn also nicht in meridionaler Richtung, sondern in der Richtung der Parallelkreise.

Die Gross-Industrie. I. l3

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