Die montanistischen Vereine. Das Bild der Entwicklung der österreichischen Montanindustrie wäre kein vollständiges, wenn hier nicht auch mit einigen Worten der montanistischen Vereine Oesterreichs gedacht würde.

Diese Vereine: der Berg- und Hüttenwerksverein für Steiermark und Kärnten, der Berg- und hüttenmännische Verein in Mährisch-Ostrau, der Montanverein für Böhmen in Prag, der Montanverein in Pilsen, der Berg- und hüttenmännische Verein in Falkenau, die montanistischen Clubs in Kladno und Teplitz, endlich der Verein für die bergmännischen Interessen im nordwestlichen Böhmen in Teplitz, bildeten die Vereinigungen der Berg- und Hüttenmänner, welche wissenschaftliche und technische An­gelegenheiten in den Kreis der Verhandlungen beizogen und wesentlich dazu beigetragen haben, einen steten Fortschritt auf dem technischen Gebiete zu bewirken und zu fördern.

Als nach der wirtschaftlichen Katastrophe des Jahres 1873 die Montanindustrie in dem Kampfe um Arbeit zu erliegen drohte, traten die bedeutendsten Gewerkschaften, durchdrungen von der Ueberzeugung, dass nur durch ein einheitliches Vorgehen die Bewältigung dieses Notstandes gelingen könne, zusammen und gründeten Ende 1874 den Verein der Montan- und Eisenindustriellen in Oesterreich, welchem sich 1885 die Maschinenfabrikanten anschlossen mit dem statutarischen Zweck der Wahrung und Förderung der Interessen der Montan-, Eisen- und Maschinenindustrie.

Die Mitglieder dieses Vereines waren die Werksbesitzer selbst, welche in selbstloser Weise die Wünsche und Bedürfnisse dieser Industriezweige vor den Behörden und legislatorischen Körperschaften zu vertreten hatten.

Der Verein hat während seines Bestandes in allen Fragen der Handels-, Zoll-, Verkehrs- und Social­politik der letzten 25 Jahre eine führende Rolle übernommen und zur Consolidirung unserer Industrie wesentlich beigetragen.

Die in den letzten Jahren zur Behandlung gelangten socialpolitischen Aufgaben namentlich auf dem Gebiete des Bergbaues machten ein einheitliches Vorgehen der Bergbau-Industriellen in allen dem Bergbau gemeinsamen Interessen nothwendig und wurde zu diesem Zwecke eine Delegirtenconferenz der mon­tanistischen Vereine gebildet, welche nach zweijähriger Wirksamkeit von dem Centralverein der Bergwerks­besitzer Oesterreichs abgelöst wurde.

Werfen wir noch einen Rückblick auf die Entwicklung der Montan-Industrie unter der glorreichen Regierung unseres Allergnädigsten Kaisers und Bergherrn Franz Josef I., so werden uns vor Allem die technischen Fortschritte und nicht in geringerem Grade die Aus- und Neugestaltung der socialpolitischen Massnahmen vor das Auge treten.

Die österreichische Montanindustrie steht nach beiden Richtungen auf der Höhe der diesbezüglichen Einrichtungen und wird von keinem der Bergbau treibenden Staaten Europas in den Schatten gestellt; sie hat von kleinen Anfängen beginnend den Weg zur Gross-Industrie gefunden, ohne ihre Sonderstellung aufzugeben. Ein Jahrhundert hat daran gearbeitet, jede Sonderheit zu verwischen, ungebrochen hat der Bergmannsstand diese Zeit überdauert; er hat sich sein eigenes Gesetz, seine eigene Sprache und Tracht bewahrt und ist ein mächtiger Factor der Gross-Industrie geworden.

Und gerade die grossartigen Fortschritte dieses Industriezweiges, sie beruhen auf dieser seiner Sonderstellung, auf dem Selbstbewusstsein, auf der Ueberzeugung der Bergleute von dem eigenen Werthe, von der Nothwendigkeit des Einstehens des Einen für den Anderen in der Studirstube wie bei den Ge­fahren der Arbeit. Und dieser Geist der Gemeinsamkeit bildet das mächtige Agens für rastloses Fort­schaffen, nicht allein zum Wohle der Menschheit, sondern auch zum Ruhme des Standes. Und getragen von dieser Gemeinsamkeit bringt der österreichische Bergmannsstand seinem kaiserlichen Bergherrn, dem Förderer und Schützer seines Standes, zu seiner fünfzigjährigen Jubelfeier in alter Treue, Ergebenheit und unauslöschlicher Dankbarkeit ein dreifaches Glück auf! aus.

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