GALIZISCHE

KARPATHEN-PETROLEUM-ACTIEN-GESELLSCHAFT

VORMALS BERGHEIM & MAC GARVEY

GORLICE.

as im Jahre 1882 in Kraft getretene Zollgesetz, welches der heimischen Petroleumraffinir-Industrie Schutz gegen die amerikanische und russische Concurrenz gewährte, veranlasste die Rohölprodu­centen Galiziens zur Entfaltung einer intensiven Thätigkeit.

Viele Gruben wurden neu erschlossen, allenthalben bis zu 100 M. tiefe Schächte gegraben und dadurch der Beweis geliefert, dass von Neusandec bis in die Bukowina eine mächtige Oelzone sich erstreckt, deren Ausdehnung weit grösser ist als die bislang bekannten, durch Oelvorkommen ausgezeichneten Gebiete Pennsylvaniens.

Wohl vermochten die Mittel, mit denen bis zu Anfang der Achtzigerjahre Rohöl in Galizien exploitirt wurde, keinen Vergleich auszuhalten mit den zweckmässigen, jenseits des Oceans in Verwendung gestandenen Bohr­einrichtungen; denn während in Amerika und auch in Deutschland damals schon mittelst Dampfmaschinen angetriebene Bohrmaschinen in Thätigkeit waren, beschränkte man sich in Galizien grösstentheils darauf, mit dem Spaten Brunnen zu graben, das Oel mittelst Handwinden und Kübeln zu schöpfen und ab und zu versuchsweise Handbohrungen auszuführen.

Die neuen Oelfunde in Galizien im Vereine mit den günstigeren Bedingungen, deren sich nach der Einführung des Schutzzolles der heimische Rohölbergbau fortab erfreuen sollte, erweckte das Interesse des Engländers John Simeon Bergheim und des Canadiers William Henry Mac Garvey welch Letzterer als Bohrunternehmer bereits grosse Erfolge in Canada aufzuweisen hatte und im Jahre 1884 übernahmen sie unter der Firma Berg­heim & Mac Garvey im Accord Bohrungen auf Rohöl nach dem bewährten canadischen Bohrsysteme, welches den complicirten stratigraphischen Verhältnissen Galiziens angepasst, sich auch hier als das geeignetste erwies.

Die Erfolge, welche Bergheim & Mac Garvey mit ihrem Bohrsysteme erzielten, veranlasste auch andere Unternehmer, dasselbe anzuwenden, so dass es heute im ganzen Lande fast ausschliesslich im Gebrauche steht.

Das gut gehende Bohrgeschäft brachte der jungen, mit nur bescheidenen Mitteln begonnenen Firma das nöthige Capital, um alsbald selbst Terrain zu erwerben. In Kryg, Libusza, Lipinki bohrte sie 1885 die ersten Bohrlöcher auf eigene Rechnung, welche schönen Ertrag brachten und damit auch die Mittel, um die Accordbohr- arbeiten aufgeben und den Rohölbergbau ausschliesslich auf eigene Rechnung weiter ausdehnen zu können.

Die rastlose Thätigkeit und die Genügsamkeit der Firmainhaber, nicht minder auch die Umsicht und der Fleiss ihres Mitarbeiters August v. Kaufmann, welchem sie die commerzielle Leitung überliessen, brachte das Unternehmen rasch zu grösserer Ausdehnung.

In wenigen Jahren war eine grosse Anzahl von Terrains, beziehungsweise die Exploitationsrechte auf solchen erworben, es wurden gleichzeitig auf mehreren, örtlich weit auseinander liegenden Oelfeldern Bohrungen ausgeführt und reichliche Aufschlüsse erzielt.

Das Jahr 1886 brachte die Erschliessung Wietrznos mit zwei Springwells, von denen einer täglich 150.000 Liter Rohöl durch längere Zeit auswarf.

Dieser grosse Erfolg, durch den das Unternehmen alle anderen galizischen Petroleumbergbau-Unternehmungen überflügelte, gab die Veranlassung zum Baue einer eigenen Raffinerie, die 1887 in Maryampole bei Gorlice errichtet wurde. (Siehe unter «Chemische Industrie; Erdöl-Raffinirung».)

Daneben wurde die Erwerbung neuer Terrains zu Exploitationszwecken fortgesetzt, die Gruben Weglöwka, Domaradz, Böbrka, L$ki, Wröblik, Lezyny, Kobylanka, Turaszöwka, Potok, Golcowa, Jaszew eröffnet und in dieser Weise das Unternehmen auf eine breite Grundlage gestellt.

Um den Betrieb möglichst rationell zu führen, wurde eine grosse mechanische Werkstätte in Maryampole im Zusammenhänge mit der Raffinerie errichtet, welche alle für die Bergwerke nöthigen Maschinen in eigener Regie erzeugt.

Von der mit Dampfhämmern, grossen Drehbänken, Bohrmaschinen etc. ausgestatteten Werkstätte werden die für den Bohrbetrieb nöthigen Dampfmaschinen, Bohrmaschinen, Pumpen etc. fabricirt und in der Kesselschmiede die in den Gruben benöthigten Dampfkessel.

Die aus dem Ropaflusse durch eine grosse Turbine gewonnene Wasserkraft per 100 HP wird mittelst elektri­scher Kraftübertragung zum Betriebe der circa 2 Km. entfernten Werkstätte verwendet.

Ausserdem ist in jeder Grube je eine gut ausgestattete Werkstätte und Schmiede installirt.

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