meist war dieselbe eine im kleinen Maassstabe betriebene Haus-Industrie, welche mit den gleichen einfachen Mitteln arbeitete, wie die orientalischen Papiermacherwerkstätten.
Im 14. Jahrhundert entstanden in Böhmen mehrere Papiermühlen, über welche bereits verbürgte Nachrichten existiren. Kaiser Karl IV. soll italienische Papierarbeiter nach Böhmen berufen haben, um Papierwerkstätten anzulegen, so in Eger 1370; später entstanden solche: 1505 in Trautenau, 1569 in Bensen bei Tetschen, 1590 in Friedland u. a. 0 .') In den Wirren des dreissigjährigen Krieges gieng ein grosser Theil der in Böhmen bestandenen Papiermühlen zu Grunde. Erst ziemlich spät im 17., und dann im 18. Jahrhundert, blühte in Böhmen und in den Ländern der österreichischen Hausmacht die Papiermacherkunst wieder auf. Zu dieser Zeit bildete sich die Papiererzeugung immer mehr zum Handwerke aus, das sich auch in Oesterreich nach den Formen der damaligen Zeit zünftig organisirte und verbreitete. Ende des 18. Jahrhunderts gab es schon in ganz Oesterreich ungefähr 300 Papiermühlen, die Mehrzahl davon in Böhmen. Unter diesen Papiermühlen befanden sich bereits bedeutende Papiermacherwerkstätten.
Nach einem Berichte des böhmischen Landes-Guberniums vom 23. April 1782 bestanden damals in Böhmen, mit Ausnahme des Leitmeritzer Kreises, in welchem mehrere gut eingerichtete Papiermacherwerkstätten existirten, nachfolgende bemerkenswerthe Papiermühlen, und zwar die Mühle des Josef Heller in Altenberg, Karl Wiesner in Katzow, die »Kunenmühle« des Franz Endlicher in Swietlau, die Mühle an der Sazawa bei Ledetsch, die Mühle des Bernard Höring in Zahrädka, Johann Georg Fürth in Kauth, Josef Ostendorfer in Ronsperg, Thomas Fuchs in Bischof-Teinitz, Franz Hegel in Pürstein, Franz Ossendorfer in Ivomotau, Josef Richter in Görkau, Josef Ivastner in Kunnersdorf, Christian Prihoda in Roth-Recitz, die der Prager Altstädter Gemeinde gehörige Mühle vor dem Spittelthor in Prag, die Mühle des Andreas Püssl in Rokytnitz, Paul Margott in Trautenau, die in der Herrschaft Schatzlar gelegene Mühle zu Brettgrund und die von Christoph Weiss 1667 errichtete Mühle in Hohenelbe. In Hohenelbe, Wildschütz und zu Forst befanden sich ausserdem noch vier grosse Papiermühlen im besten Stande. Die vom Feinde zerstörte Papiermühle in Lauterwasser wurde in den folgenden Jahren wieder aufgebaut und neu eingerichtet. In Krumau befand sich die von Johann Georg Pachner v. Eggenstorf im Jahre 1750 errichtete grosse Papiermühle, die ihre Erzeugnisse bis Wien und Linz verfrachtete. Ausserdem bestanden noch in Gratzen und in Platz wohleingerichtete Mühlen. Im Bunzlauer Kreise sind die Mühlen zu Niemes, Hammer, Semil, dann jene des Martin Schmid in Weisswasser (seit 1650), Josef Schütz in Swijau und Karl Schütz in Friedland aufgezählt; im Pilsener Kreise die Mühle des Franz Koller in Tachau. Viele dieser böhmischen Papiermühlen, von welchen nur die wichtigeren erwähnt sind — im Ganzen waren es weit über hundert — waren bereits mit Holländern und Hadernschneidern versehen. Die Mehrzahl derselben stand noch in den Vierzigerjahren im Betriebe. Um die gleiche Zeit bestanden auch in Ullersdorf, Iglau und Langendorf in Mähren, in Neusiedl, Franzensthal und Leesdorf in Niederösterreich berühmte Papiermühlen. Die Langendorfer Mühle, 1675 durch Heirat in den Besitz des Papiermachers Jakob Weiss aus Bayern gelangt, wurde 1838 durch Aufstellung einer Maschine in eine Papierfabrik verwandelt. Bis vor wenigen Jahren blieb dieselbe im ununterbrochenen Besitz der Nachkommen des Jakob Weiss. Die Neusiedler Papiermühle, unweit Fischamend an der Fischa gelegen, wurde 1795 von dem Grosshändler Ignaz Theodor Pachner v. Eggenstorf, und jene zu Franzensthal bei Ebergassing im Jahre 1767 von dem Hofbuchdrucker Johann Thomas Edlen v. Trattnern gegründet. Beide Fabriken giengen später, 1837 und 1865, an die »Neusiedler Actien-Gesellschaft für Papierfabrication« über. Die Leesdorfer Mühle bei Baden in Niederösterreich ist die älteste Papiermühle im Erzherzogthume ob und unter der Enns. Ihre Entstehung wird auf das Jahr 1356 zurückgeführt, was aber aus mehrfachen Gründen unbedingt nicht richtig sein kann. Sichere Urkunden weisen erst im Jahre 1616 auf den Bestand dieser Mühle hin, und zwar als Eigenthum des Heiligenkreuzer Stiftes, das auch die Mühle in Leesdorf bei Baden gebaut haben soll. Während der Türkeninvasion 1683 niedergebrannt, wobei sämmtliche Papiermacher ermordet worden sein sollen, wurde diese Hadernmühle 1686 an das Stift Melk verkauft. 1847 kaufte die Schweizer Firma Escher Wyss & Co. die Mühle, um dort eine Maschinenfabrik zu errichten.
Bis weit in das 17. Jahrhundert hinein unterschied sich die Methode der Anfertigung von Papier nur wenig von jener, wie dieselbe in den orientalischen Papiermacherwerkstätten gebräuchlich war. Ein primitives Stampfwerk — anfangs sogar nur Steinmörser — besorgte die Verwandlung der Hadern, die vorher einem Gährungs- und verschiedenen Waschprocessen unterzogen worden waren, in Papierzeug. Die
') Die Papiermühlen in Bensen und Trautenau lieferten bis in das 18. Jahrhundert hinein das beste böhmische Papier.
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