faule Gährung, zu welchem Zwecke die stark angefeuchteten Hadern in eigene Gährungsgruben gelegt wurden, entfernte die Unreinigkeiten und machte die Fasern der Lumpen mürbe für das nachfolgende Stampfen. Die von einem Deutschen erfundene Handmühle zum Zerkleinern, beziehungsweise Zerfasern der Lumpen machte das Stampfen später überflüssig. Die geschickten holländischen Mühlenbauer verbesserten diese Handmühle und brachten sie in England, Frankreich u. s. w. zur Einführung. Seit 1670 verblieb diese Stoffmühle unter dem Namen »Holländer« in nahezu gleicher Construction überall im Gebrauche, und erst der neuesten Zeit war es Vorbehalten, dieses wesentliche Requisit der Papiererzeugung abermals zu ver­bessern und seine Leistungsfähigkeit nach jeder Richtung hin zu erhöhen.

Die österreichischen Regenten, darunter namentlich Kaiser Karl VI. und seine grosse Tochter Maria Theresia, wendeten der Papiererzeugung grosse Aufmerksamkeit zu. Schon Kaiser Karl VI. bemühte sich, die Papiererzeugung in Oesterreich zu heben, indem er deutsche und schweizerische Papiermacher in das Land zog und den Papiermühlinhabern manche Privilegien zum Sammeln der Hadern ertheilte. Nichts­destoweniger machte das Papiermacherhandwerk in Oesterreich damals nur wenig Fortschritte. In einem Edict vom Jahre 1754 bemerkte Maria Theresia: »Es sei nicht ohne Missfallen beobachtet worden, dass die in den Erbländern verfertigten Papiergattungen keineswegs in der erforderlichen Güte und Vollkommen­heit erzeugt werden, und komme noch immer Papier aus fremden Ländern, wodurch die Landesinsassen, wegen des hohen Preises der ausländischen Papiersorten, geschädigt sind. Die Untersuchung habe ergeben, dass die schlechte und ungenügende Zubereitung der Hadern, sowie mancherlei bei den Papiermachern eingerissene Missbräuche und Unordnungen hieran die Schuld tragen.« Zur Abstellung dieser Missbräuche und um den Papiermachern eine Anleitung zu geben, wie bessere Papiere fabricirt werden können, er- liess Maria Theresia im Jahre 1754 die berühmte Theresianische Papiermacher-Ordnung, die zur Hebung des Papiermacherhandwerkes in Oesterreich viel beitrug.

»Ordnung, nach welcher in Hinkunft mit Erzeugung des in deren kaiserl. königl. Erblanden zu fertigenden Papieres fürzugehen und sothane Fabrikatur einzurichten sein wird«, war der Titel dieser Ver­ordnung, welche in vier Abtheilungen oder Sätzen den Fabricationsgang genau regelte. Der »ErsteSatz« handelte »von dem Unterscheid, Aussuchen und der Zubereitung der Lumpen, Fetzen und Hadern«, der zweite Satz »von dem halben und ganzen Zeug«, der dritte Satz »vom Schöpfen, Gautschen und Pressen des Papieres«, der vierte Satz endlich »vom Leimen und den übrigen Zurichtungen des Papieres«. Wer sich gegen die Papiererzeugungs-Ordnung vergangen, dem wurde eine Strafe von 12 Reichsthalern an­gedroht, im Wiederholungsfälle das schlecht erzeugte (»unächte«) Papier confiscirt, die Mühle gesperrt und das Gewerbe cassirt.

Maria Theresia liess Hadernmagazine anlegen, bestätigte die Privilegien der Papiermühlinhaber, innerhalb eines bestimmten Bezirkes nur allein Hadern sammeln und kaufen zu dürfen, aufs Neue, und unterstützte die Einführung der neuen Holländermaschinen in die Papiermühlen der Erblande in jeder Weise. Jedoch war es den Papiermühlinhabern verboten, bei Aufstellung der Holländer durch Abbruch eines Theiles der bestehenden Werke Raum zu schaffen.

Eine wohlthätige Folge der Theresianischen Papiermacher-Ordnung war die Organisation der öster­reichischen Papiermacher, sowie eine wesentliche Verbesserung der österreichischen Papiere, da die Papier­macher-Ordnung sich an die besten Methoden hielt, nach der die zu jener Zeit besten Papiermacher in Holland, der Schweiz und Deutschland arbeiteten. Kaiser Josef II. erliess im Jahre 1784 das Verbot, die einheimischen Hadern ins Ausland zu führen, und hob damit ganz wesentlich die österreichische Papier­erzeugung, die, ungeachtet der bestehenden Privilegien des Hadernsammelns, an diesem Materiale empfind­lichen Mangel litt, weil grosse Mengen davon ins Ausland, besonders nach Deutschland geführt wurden. In der Folge gelang es, namentlich unter Kaiser Franz I., der die Privilegien der Papiermacher erneuerte, immer mehr, die Papiermacherkunst auf die in den genannten Ländern erreichte Stufe der Vollkommenheit zu heben und so Oesterreich mit seinem Papierbedarf vom Auslande unabhängig zu machen.

Der durch die Buchdruckerkunst in allen Ländern täglich sich mehrende Papierbedarf erweckte das Bedürfnis, nach den Mitteln zu suchen, um die Erzeugung des Papieres zu steigern. In Deutschland, England, Frankreich und in Oesterreich wurden die verschiedensten Versuche gemacht, Papier auf mechani­schem Wege herzustellen. In Oesterreich machte Johann Georg Pachner Edler v. Eggenstorf in der Krumauer Papiermühle bereits in den Jahren 178082 den Versuch, Papier mittelst einer selbst con- struirten Maschine in einer bestimmten Länge zu erzeugen. 1797 stellte dessen Sohn Ignaz Theodor Pachner

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