Edler v. Eggenstorf in Neusiedl eine neuartige »metallene feine Zeugmaschine« auf, für welche er ein Privilegium erhalten hatte, und 1819 erfand der damalige Besitzer der Papiermühle in Franzensthal, Eudwig Ritter v. Peschier, eine Maschine zur Erzeugung des Papieres, die längere Zeit in Betrieb war.

Solche Versuche wurden noch an mehreren anderen Orten unternommen, theils misslangen dieselben aber, theils wurden sie von einer neuen Erfindung verdrängt, die thatsächlich das Problem, auf mecha­nischem Wege Papier herzustellen, in befriedigender und für die Zukunft der Industrie glücklicher­weise löste.

Im Jahre 1799 erfand nämlich der Director der Papiermühle in Essonnes bei Paris, Louis Robert, eine brauchbare Maschine zur mechanischen Erzeugung des Papieres. Von Bryan Donkin verbessert, ge­langte die Papiermaschine 1803 zum erstenmale in Betrieb. Mit der zuerst durch Wasserkraft, später durch Dampf betriebenen Papiermaschine ist für die Papiererzeugung eine neue glänzende Aera heran­gebrochen. Nicht nur dass die Menge des von der Maschine hergestellten Erzeugnisses beträchtlich wuchs, es mehrten sich auch die Erzeugungsstätten in auffallender Weise. Dampf und Maschine hielten ihren Siegeszug. Die Papiererzeugung wurde zur Gross-Industrie, welche bald die Formen des Handwerks von sich streifte.

Die erste englische Bryan Donkin-Papiermaschine in Oesterreich wurde 1826 in der »Kaisermühle« bei Prag von Schalowetz, Milde & Co. aufgestellt. Ungefähr zehn Jahre darauf folgten: 1835 die Papier­fabrik bei Graz von Leykams Erben, 1837 die Papierfabriken in Bludenz und in Imst (beide Fabriken bestehen heute nicht mehr), 1838 die Arnauer Fabrik von Gebrüder Kiesling, die Fabrik in Wran bei Königsaal (Böhmen) und die Langendorfer Fabrik in Mähren, 1839 die Fabrik in Klein-Neusiedl, Nieder­österreich, 1840 die Fabrik bei Tetschen von Jordan & Barber, die Papierfabriken in Ebenfurt und Eggen­dorf in Niederösterreich von Leidesdorf & Co. u. s. w. Die ersten Papiermaschinen waren zumeist eng­lischen Ursprungs, später Schweizer, belgischer und deutscher Provenienz.

Gegen Ende der Vierzigerjahre bestand bereits eine Reihe grösserer Unternehmungen, welche in ihrer Leistungsfähigkeit den Etablissements des Auslandes in Nichts nachgaben. Zum Theile bestehen dieselben heute noch, zum Theile unterlagen sie mannigfachen Veränderungen und Verschmelzungen mit neuen Unternehmungen. Es dürfte interessant sein, ihre Namen wieder ans Tageslicht zu ziehen. Wir nennen unter diesen nur: Bludenzer Maschinen-Papierfabrik; k. k. landespriv. Maschinen-Papierfabrik von Ferd. Brielmayer in Voitsberg; k. k. ausschl. priv. Fabrik von wasserdichtem Papier von E. Eglop; Eben- furter Maschinen- und Wr.-Neustädter Bütten-Papierfabrik von Leop. Fr. Leidesdorf & Co.; Gabriel Ettel, Papierfabrik in Hohenelbe; Gumpoldskirchner Papier-und Pressspänefabrik; Mechanische Papierfabrik von Gottlieb Haase & Söhne in Wran; Maschinen- und Bütten-Papierfabrik J. A. Heidmann in Rannersdorf bei Schwechat; k. k. priv. mechanische Papierfabrik zu Imst, Tirol; Papierfabrik »Kaisermühle« von Schalo­wetz, Milde & Co.; Papierfabriken von A. Kiesling & Sohn zu Langenau und Lauterwasser; Krumauer Papierfabriken von Pachner Edler v. Eggenstorf; Fr. Lorenz Söhne & Eichmann in Arnau; Actien- Gesellschaft der k. k. priv. Papierfabrik zu Klein-Neusiedl; k. k. priv. Ober-Eggendorfer Papierfabrik; k. k. priv. Franzensthaler Papierfabrik Josef Reichel; Karl Rheinboldt, Papierfabrik in Biedermannsdorf bei Laxenburg; k. k. priv. Papierfabrik in Stattersdorf, Matthäus Salzer; M. W. Schloss; k. k. priv. Pittener Papierfabrik Th. Werdmüller.

Damit ist die Liste der grösseren Unternehmungen jener Zeit keineswegs erschöpft, sondern nur, um nicht breit zu werden, jene bedeutenderen Unternehmungen vorgeführt, welche ihre Fabrikate über ganz Oesterreich und auch ins Ausland vertrieben und zu diesem Zwecke in Wien grössere Niederlagen unterhielten.

Im Jahre 1795 wurde, wie die k. k. Hauptmauth amtlich auswies, noch über eine Million Gulden Papier nach Oesterreich eingeführt, da die österreichischen Papiermüller den Bedarf der Monarchie nicht decken konnten. Nach der Einführung der Papiermaschine änderte sich dieses Verhältnis bald. Im Jahre 1840 betrug die Ausfuhr von Papier und Pappendeckel mit Ausschluss von Halbzeug schon 8299 Meter- centner, die Einfuhr dagegen nur 522. Im Jahre 1850 stieg die Ausfuhr auf 22.731 Metercentner und vermehrte sich constant mit stets wachsenden Ziffern bis zum heutigen Tage.

Angesichts der geringen Bedeutung, welche die Papiererzeugung in der ersten Hälfte unseres Jahr­hunderts unter den Industrien in Oesterreich einnahm, hätte wohl Niemand daran gedacht, dass die öster­reichische Papier-Industrie in so verhältnismässig kurzer Zeit sich zu einer Export-Industrie von jener Bedeu-

8