M. ZSÄK
HOLZSTOFF- UND PAPIERFABRIK
POITSCHACH BEI FELDKIRCHEN, KÄRNTEN.
I eit undenklichen Zeiten bestanden in Poitschach Eisenwerke. Aus mannigfachen Ursachen wurden die- | selben nebst einem ziemlich umfangreichen Grund- und Waldbesitze im Jahre 1870 — also im Beginne ! des sogenannten volkswirthschaftlichen Aufschwunges — executiv versteigert und einen Monat nachher von dem damaligen Ersteher durch Herrn Alex. Ebner, Apotheker, Kaufmann und Kunstmühlenbesitzer in Spital a. d. Drau, im Kaufwege erworben.
Alle günstigen Bedingungen zur Anlage eines grösseren Etablissements waren vorhanden, und Herr Alex. Ebner, ein gediegener, weitblickender Geschäftsmann, gieng nun daran, die nach altem System arbeitenden und daher nicht mehr concurrenzfähigen Eisenwerke nach und nach aufzulassen und eine neue Industrie zu schaffen — damit beginnend, dass er im Jahre 1875 an Stelle des bestandenen Drahtzuges eine Holzstofffabrik mit 80 Pferdekräften baute und an Stelle einer alten Nagelschmiede 1878 eine zweite Holzstoff- und zugleich Pappenfabrik anlegte, die er mit einer vorhandenen Wasserkraft von 76 Pferdekräften betrieb.
Im Jahre 1882 wurde mit dem Bau einer dritten Holzstofffabrik und einer Papierfabrik begonnen, die com- binirt mit 96 Pferdekräften Wasserkraft und 20 Pferdekräften Dampfkraft arbeiten; die Papiermaschine wurde bereits Ende 1884 in Betrieb gesetzt und anfangs hauptsächlich nur braunes Patent-Packpapier erzeugt.
Bald nachher kaufte Herr Alex. Ebner das in unmittelbarer Nähe von Poitschach gelegene Stahlhammerwerk »Osterpetscher«, an dessen Stelle eine vierte Holzstofffabrik mit 146 Pferdekräften bereits 1887 in Betrieb gesetzt wurde, welche nach dem neuesten System mustergiltig und für höchstmöglichste Leistungen eingerichtet wurde, um dem immer grösser werdenden Bedarfe der eigenen Papierfabrik zu entsprechen.
Ausser den angeführten Etablissements bestehen noch zwei Gattersägewerke, eine vollkommen eingerichtete Reparaturwerkstätte mit Eisendrehbank, Bohrmaschinen und Eisenhobelmaschine, ferner eine Zeug-, Hammer- und Hufschmiede und eine Obstpresse auf Wasserbetrieb.
Alle diese Nebenbetriebe wurden den Bedürfnissen der eigenen Industrie und Oekonomie entsprechend im Laufe der Zeit neu geschaffen.
Die elektrische Beleuchtung — eine der ersten in Kärnten — ist bereits 1885 eingeführt worden.
Eine eigene Betriebskrankencasse besteht seit dem Jahre 1876.
Für die Papierfabrik wurde 1889 eine Wasserleitung in grösserem Style gebaut, indem das nöthige Fabrications- wasser in einem entfernten Quellengebiete gesammelt und in einer Strecke von fast 2 Kilometern durch eiserne Röhren von 200 Millimeter Durchmesser an jene Stellen im Etablissement geleitet wird, wo es zur Fabrication oder bei vorkommender Feuersgefahr nöthig ist; diese Wasserleitung ergibt pro Minute 2200 Liter reines Quellenwasser.
Sämmtliche Werke des Etablissements Poitschach liegen am Tiebelbache und repräsentiren bei normalem Wasserstande zusammen 450 Pferdekräfte.
Die Entfernung bis zur Station Feldkirchen der k. k. Staatsbahnen, wohin die Gurkthaler Landesstrasse führt, beträgt 3^5 Kilometer.
Herr Alex. Ebner hat als Inhaber der Gutsherrschaften Poitschach und Rabensdorf diesen Besitz durch neue Ankäufe von Waldgütern und Forsten erheblich vergrössert und dadurch die Hauptbedingungen für eine weitere und gedeihliche Entwickelung der von ihm in Poitschach begründeten Industrie geschaffen.
Der Grundbesitz umfasst 1556 Katastraljoch, darunter 1150 Joch Waldgebiet mit mehr als 800 Joch reifen Waldbeständen.
Die Aufforstung nach jeder Waldabstockung wird sorgsamst vorgenommen, wie überhaupt alle forstlichen Manipulationen durch einen eigens angestellten Förster genau überwacht und durchgeführt werden.
Am 28. September 1890 schied der Begründer des neuen Poitschach, Herr Alex. Ebner, aus diesem Leben, und dessen Nichte, Frau Marie Zsäk, geb. v. Ehrfeld, übernahm den ganzen Besitz, nachdem deren Gemahl, Herr Ingenieur Ferdinand Zsak, bereits seit 1882 in Vertretung des Herrn Alex. Ebner dem Unternehmen vorgestanden hatte.
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