Setzung der Lettern auch ganzer Firmen und Adressen zu versehen. Diese Prägungen wurden so allgemein, dass auch Yisitkarten eine Zeit hindurch in solcher Art hergestellt wurden. Die Erzeugnisse waren an­fänglich recht gut, und wer sich Mühe gab, konnte sehr hübsche Arbeiten in dieser Weise ausführen, wie denn auch für die Firmenprägung auf Geschäftsbriefen diese Herstellungsart gerne gewählt wurde. Freilich trat die Prägung nur dann scharf und leserlich hervor, wenn jeder Bogen einzeln dem Prägestempel unter­gelegt wurde, und es wurden im Allgemeinen nur Wappen, Monogramme, Siegel von Banken und An.-_ stalten, Advocaten, Notaren etc. in dieser Art ausgeprägt. Nach und nach kam man jedoch von der Hochdruckpiägung zuiück und zwar aus Giünden, die theils innerer, theils äusserer Natur waren. Vor Allem haftete ihr der Nachtheil an, dass der Hochdruck sich fast ganz verlor, wenn der Bogen, zum Zwecke der Copirung eingefeuchtet, der Presse untergelegt wurde, und weiters tauchte eine gewisse Schleuderconcurrenz auf, die, um Kunden zu gewinnen, die Herstellung solcher Prägungen kostenlos über­nahm und durch die nach jeder Richtung ungenügende Arbeit die ganze Erzeugung discreditirte.

Inzwischen war die ausländische Industrie nicht müssig geblieben; während man in Oesterreich noch beim Hochdruck hielt, lieferte Anfangs der Sechzigerjahre bereits die französische und englische Papier­industrie sehr schöne Muster von Briefpapieren mit Prägungen in Monogrammen, Wappen und Wappen- bestandtheilen, welche sowohl in Bezug auf Gravüre als auch Prägung als ganz auserlesene Kunstwerke gelten konnten.

Sie waren en relief und färbig ausgeführt, und zwar kamen Gold-, Silber-, Metallfarben u. clergl. zur Anwendung. Diese Prägungen waren zum Theil auch mit Colorirung versehen, und waren es nament­lich die Wappenprägungen, welche in den betreffenden Wappenfarben mit dem Pinsel colorirt wurden. Von dem Bestreben geleitet, diese Art Arbeit, die nur im Auslande hergestellt wurde, auch im Inlande heimisch zu machen, hatte sich nun Schreiber dieses eine Collection auserwählter Musterstücke solcher eng­lischer und französischer Gravuren zusammengestellt und bot sie den Wiener Graveuren als Vorlage; sie sollten daraus ersehen, in welcher Geschmacksrichtung und mit welcher Technik die Gravüre für diese Art der Prägungen hergestellt werden musste.

Aber diesem Vorhaben thiirmten sich anfangs ausserordentliche Schwierigkeiten entgegen. Es fehlte zur Ausführung solcher Arbeiten in Wien geradezu an Allem; es fehlte an Arbeitsstätten und an Werk- zeueen für diese Art Gravierungen, es fehlte an Leuten, welche die Arbeit zu leisten verstanden, es fehlte an Lehrmeistern! Da that ein energischer Schritt noth, und kurz entschlossen gieng Schreiber dieses im Jahre 1864 selbst nach Paris, um dort zu lernen. Mit der dort erworbenen Fertigkeit nach Wien zurück­gekehrt gieng er nun daran, die erste Arbeitsstätte für solche Prägungen in den im ersten Stocke gelegenen Magazinslocalitäten der Theyerschen Niederlage in der Kärntnerstrasse einzurichten.

Hier also, in Wien, war die eigentliche Geburtsstätte dieser Industrie in Oesterreich, und der Schreiber dieses kann wohl bei aller Bescheidenheit das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, bei der Einführung und Entwickelung dieses Geschäftszweiges in Oesterreich Pathe gestanden zu sein.

Die junge Industrie fieng an, festen Fuss zu fassen. Die Arbeiter stellten sich gut an, die Zeich- nuno-en, die oft gleich im Momente der Bestellung »brevi manu« entworfen werden mussten, fanden den Beifall der Kunden und die Prägungen konnten als gelungen betrachtet werden. Aber ein grosses Hemmnis für die Popularisirung des Prägeschmuckes bestand leider in der Kostspieligkeit seiner Herstellung.

Bei jedem Aufträge musste dem Kunden die Ausführung der Gravüre aufgerechnet werden, was natürlich die Anschaffung sehr vertheuerte und die Nachfrage auf enge Kreise beschränkte. Dem konnte wieder nur durch ein entschiedenes Vorgehen abgeholfen werden, und die Firma entschloss sich, eine grosse Anzahl von completen Monogrammgarnituren im Voraus anfertigen zu lassen. Hiedurch entfiel die separate Berechnung der Gravüre, und den Kunden konnte zugleich eine entsprechende Auswahl vorgelegt werden. So gut sich dieser Geschäftszweig auch anliess die Anbringung von Monogrammen in den verschiedensten Formen und Stylisirungen wurde allgemein Sitte auch auf Gebieten, die der Papier­industrie ziemlich ferne lagen die Entwickelung derselben zu einer Industrie konnte man zu jener Zeit kaum in nahe Aussicht nehmen. Um dieses Ziel zu erreichen, musste der Hebel an ganz anderem Orte angesetzt werden, nämlich bei der inländischen Papier-Industrie.

Hier war Alles beim Alten geblieben, und bis weit in die Fünfzigerjahre hinein stammte nach wie vor Alles, was an feineren Sorten Briefpapier in Oesterreich zur Verwendung kam, aus dem Auslande, und nur die adeligen Kreise oder die vornehmsten Stände des Publicums machten Gebrauch davon.

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