eigene Egoutteure mit der Marke »Theyer-Hardtmuth« versehen Hess, die Concurrenz mit den englischen und französischen Papiersorten aufzunehmen. Der Versuch schlug mehr oder weniger fehl. Die Kunden­kreise, in dem Vorurtheil befangen, dass nur Papiere ausländischer Provenienz von jener Güte seien, wie sie verlangt wurde, konnten nicht zur Ueberzeugung von der Gleichwerthigkeit der hiesigen Fabrikate gebracht werden und sie verlangten nach wie vor englische oder französische Marke.

Da entschloss sich im Jahre 1880 Theyer, um in diesem Concurrenzkampfe nicht den Kürzeren zu ziehen, dem Verlangen des Publicums eine scheinbare Concession zu machen, und versah sein Papier mit einer fremdsprachigen Bezeichnung. Die war geschöpft aus dem alten historischen Boden, auf dem das Etablissement Theyer-Hardtmuth steht, nämlich der Margarethner Mühle, und lautete übersetzt in die englische Sprache: »Margaret Mill«. Mit dieser Marke erreichte Theyer den angestrebten Erfolg. Die Papiersorte »Margaret Mill«, deren Qualität jede auswärtige Concurrenz bestehen kann, befriedigte die Käufer nach jeder Richtung, sie wurde bald lebhaft begehrt und ist heute ein geschätzter, allerwärts ge­suchter Handelsartikel geworden. Diesem Beispiele folgte 1886 die Firma D. R. Pollack & Söhne mit der Marke »Myrtle Mill« (Myrthengasse) und mehrere Jahre später erschien eine Papiersorte unter dem Namen »Mary Mill« von Franz Plentls Söhne in Graz.

In diesem erfolgreichen Emporstreben der heimischen Papierfabrication ist nun zweifellos ein ganz bedeutender Factor für die Entwickelung der hiesigen Luxus-Papierfabrication zu erblicken.

Zunächst war nun das Theyersche Etablissement in der Lage, die Ansprüche der an das feine ausländische Briefpapier gewöhnten Kunden durch Vorlage des vorzüglichen, aber ungleich billigeren in­ländischen Papieres zu befriedigen und zugleich die Vervollkommnung und künstlerische Ausführung des Monogramm- und Prägeschmuckes des Briefbogens unausgesetzt im Auge zu behalten.

Längst schon hatte dieser Theyersche Geschäftszweig über die bisherige Buchstabengravirung hinaus blumistischen und figuralen Schmuck in den Bereich seiner Arbeitsleistung gezogen, und zwar in einer Art, die sich mit den drei ursprünglichen französischen Vorlagen, dem Jokeyclub-, Blumen- und Devisen-Muster, ganz gut messen konnte, dennoch aber konnte in dieser Zeit, Mitte der Sechziger­jahre, von einer Hebung und Ausdehnung dieses Geschäftszweiges zu einer eigenen Industrie kaum die Rede sein; denn, war auch Sinn und Empfänglichkeit für diese Art des Briefpapier-Schmuckes im Publicum unleugbar vorhanden, so blieb doch der Kreis der Abnehmer ein zu beschränkter, um eine selbständige, lebensfähige Industrie hervorzurufen, geschweige denn sie am Leben zu erhalten.

Ja, im Gegentheile, es mussten noch schwere Zeiten überwunden werden, und so manche Stunde kam, in welcher dieser Geschäftszweig vor die bittere Frage des »Seins oder Nichtseins« gestellt war. Die Branche brachte ja bisher mehr oder weniger immer nur Saisonarbeit, und es blieb immer die alte Gefahr, dass die Arbeitskräfte, die nach vielen Bemühungen für die Papier-Confection qualificirt erschienen, aber nicht dauernd in ihr beschäftigt werden konnten, sich von ihr ab- und stetigen Erwerbszweigen zu­wendeten; das hätte aber den Todesstoss für diesen jungen Industriekeim bedeutet. Da griff nun die Leitung des Theyerschen Etablissements, um die Arbeitskräfte unter allen Umständen zu beschäftigen und dadurch zu halten, zu dem einmal bewährten, diesesmal aber ein bedeutend grösseres Risico in sich schliessenden Mittel, »auf Lager«, also auf Vorrath, arbeiten zu lassen.

Dieser Schritt war für die hiesige Industrie der Papier-Confection von entscheidender Bedeutung. Leben und Bewegung kam in die betheiligten Arbeitskreise, Zeichner und andere Künstler wetteiferten in der Durchführung der Motive und Sujets, die für den Schmuck der Briefpapiere gewählt wurden, und in bunter Reihe erstanden bald die Cartons und Cassetten, die in schöner Ausstattung mit den originellen Briefpapieren gefüllt waren.

Da erschienen die mit Blumen, mit Devisen und Sprüchen geschmückten Papiere, dann kamen figurale Sujets an die Reihe, die theilweise als Gelegenheits-Sujets zu bezeichnen waren, hierauf geprägte und hie und da auch schon colorirte Bildchen aller Art, unter denen insbesondere die Sport­zweige mit ihren Emblemen und Symbolen eine ziemlich grosse Auswahl glücklicher Motive boten.

Und die reizend ausgeführten Bilder fanden auch den Beifall des Publicums. Die Nachfrage stieg und in Kurzem zeigte sich der Erfolg als ein so durchschlagender, dass mit Recht diese in der todten Saison gewissermaassen als Nothstandsarbeiten hergestellten Erzeugnisse als die Grundlage, oder richtiger als der eigentliche Beginn der Industrie der Papier-Confection in Oesterreich betrachtet werden können.

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