arbeit dadurch überflüssig- wird. Der grösseren Leistungsfähigkeit bezüglich der Rübenverarbeitung entsprechend, hiess es jetzt auch die übrige Einrichtung auszugestalten.

Der alte Saftdampfkessel wurde beseitigt, an seine Stelle trat ein Apparat mit horizontalem Röhrensysteme. Im Jahre 1865 geschah beim Fertigkochen eine bedeutungsvolle Veränderung, indem vier Robertsche Verdampf­apparate mit entsprechender Luftpumpe, das erste kupferne Vacuum, in Function traten.

Auch andere Reformen sind um diese Zeit zu verzeichnen, so die Anwendung von Kohlensäure, wenngleich dieselbe ursprünglich nur im geringen Maasse erfolgte. Durch die Einführung der verschiedenen Apparate fiel der_ Holzverbrauch um ein Beträchtliches, dementsprechend der Steinkohlenbedarf natürlich bedeutend in die Höhe gieng.

Die Menge der täglich verarbeiteten Rübe bleibt so ziemlich constant, was darin seine Erklärung findet, dass zur Erzeugung der weissen Waare auch Rohzucker angekauft wurde.

Durch die verschiedenen praktischen Neuerungen sanken wohl die Ausgaben für den Arbeitslohn bedeutend, allein die Steuersummen giengen gewaltig in die Höhe.

Die von der besprochenen Reconstruction im Jahre 1865/66 ausgehenden Verhältnisse blieben bis zum Jahre 1873, in welchem der gegenwärtige Director Julius Sukup sein Amt antrat, im Wesen noch die gleichen. Es waren zwar einzelne Veränderungen in der maschinellen Einrichtung erfolgt, aber nicht genügend, um der damaligen Höhe des technischen Fortschrittes gerecht zu werden.

So war inzwischen das Diffusionsverfahren zu grosser Vervollkommnung gelangt, während in Napagedl noch immer die Saftpressen in Verwendung standen.

Da schuf nun der neue Director gleich Wandel und bald standen eine Diffusionsbatterie von 9 Gefässen ä 27-21 Hektoliter mit Schneidemaschine, 2 Schnittlingspressen, Rüben- und Schnittpaternoster, 7 neue geschlossene Saturateure, 1 Verdampfapparat von 100 Quadratmeter Heizfläche, 1 Luftpumpenmaschine von 25 Pferdekräften,

1 Speisepumpe etc. im Betrieb. Die Production stieg in Folge dieser Reformen bedeutend, und hatte sich die täg­liche Verarbeitung auf 1200 Metercentner Rübe erhöht. Die verschiedenen Nebenräumlichkeiten, wie Böden etc., entsprachen jetzt nicht mehr dem Umfange des Betriebes. Die Raffinirung des gesammten erzeugten Zuckers konnte nicht mehr vollständig erfolgen, und es musste auch Rohzucker abgegeben werden. Es hätte eine vollkommene Um­gestaltung des Etablissements erfolgen müssen, um die Fabrication rationell zu gestalten. Diese hätte natürlich grosse Summen in Anspruch genommen. Die durch die wirthschaftliche Krise im Jahre 1873 herbeigeführten Ver­hältnisse machten jedoch den Aufwand eines derartigen Capitals zur Unmöglichkeit, und nur allmählich konnten aus den jeweiligen Erträgnissen die erforderlichen Veränderungen durchgeführt werden. Dabei war man gezwungen, fast alljährlich die Dimension der Diffusionsgefässe zu verkleinern. Das damalige Steuersystem machte dies erforderlich.

Die Production wurde inzwischen fortwährend grösser. Im Jahre 1878/79 überstieg die tägliche Rüben­verarbeitung schon 1700 Metercentner. Die Erzeugung von Rohzucker überwog jene an weisser Waare bereits im hohen Grade.

Bald war man durch die immer drückender werdende Concurrenz der inzwischen entstandenen grossen Raffinerien vor die Alternative gestellt, entweder die Erzeugung von weisser Waare ganz aufzugeben und nur die Rohzucker- fabrication zu betreiben oder grosse Investitionen durchzuführen, um mit Erfolg die Fabrication von Raffinade fortzusetzen.

Die Entscheidung fiel zu Gunsten der Rohzuckererzeugung aus. Die finanziellen Opfer wären sonst allzu grosse gewesen, und auch der Betrieb hätte bei den örtlichen Verhältnissen eine unübersichtliche und schwer zu leitende Form angenommen.

Durch diese Specialisirung war man in der Lage, unter praktischer Ausnützung der vorhandenen Objecte die Leistungsfähigkeit abermals zu erhöhen, und zwar auf 2000 Metercentner Rübenverarbeitung pro Tag.

In einem Punkte war jedoch die Fabrik noch sehr reformbedürftig, nämlich was die Dampferzeugung an­langte. Die Dampfkessel konnten nur bei auf das äusserste gesteigerter Ausnützung die erforderliche Dampfmenge liefern, dabei waren sie älteren Systems und konnten nur mit Prima-Würfelkohle geheizt werden. Der Kohlen­verbrauch betrug 30% der verarbeiteten Rübe.

Um diesem Uebelstande abzuhelfen, unternahm Director Sukup eine Studienreise, um verschiedene moderne Kesselanlagen kennen zu lernen.

Schon in Pohrlitz, dem ersten Aufenthalte, fand derselbe ein System, das ihm befriedigend erschien. Die vom dortigen Director F. Urbanek offen mitgetheilten Resultate und auch der Umstand, dass sich auf der ganzen weiteren Reise nichts Passenderes bot, veranlassten den Director mit der Firma Krackhardt in Brünn wegen Lieferung solcher Kessel in Verhandlung zu treten. Es wurden deren sieben bestellt, und da sie bisher ohne bestimmte Be­zeichnung waren, wurde ihnen auch ein Name, nämlich »Tischbeinkessel«, gegeben.

Diese Kessel hatten sich bald einen ausgezeichneten Ruf verschafft und allgemein Eingang gefunden.

In der Fabrik Napagedl brachten sie einen glänzenden Erfolg mit sich. Der Kohlenverbrauch fiel von 3O °/ 0 besonders qualificirter auf 14% beliebiger Kohle.

Da jetzt Dampf hinreichend zu Gebote stand, wurde ein eisernes Vacuum mit 100 Metercentner Füllmasse aufgestellt, und vier Centrifugen von Fesca in Berlin wurden in Betrieb gesetzt.

Damit ist die Reihe der bedeutenden Reformen eigentlich abgeschlossen. Was später folgte, hatte mehr den Charakter der allmählichen Ausgestaltung an sich. Es sei noch erwähnt die Einführung der Saft- und Schlamm­pumpen an- Stelle der Montejus, der zweiten und dritten Saturation, der Rübenschwemme, Verwandlung der Ver­dampfapparate ä double-Effect in solche ä triple-Effect, die Aufstellung einer Double-Monstre-Schlammpresse von Ci 2 ek, von Wellblechfiltern etc. Mit allen diesen Neuerungen, welche keineswegs eine solche Bedeutung hatten wie die früher erwähnten, trachtete man die jeweiligen Fortschritte in der Technik zu benützen, um die Verwandlung der Rübensäfte in Zucker so billig und rasch als möglich zu bewirken.

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