Unmittelbar am Bahnhofe Przeworsk gelegen und durch einen eigenen Schienenstrang in einer Gesammt- länge von nahezu 2 Kilometer mit den Geleisen der k. k. Staatseisenbahnen verbunden, nimmt die Fabrik mit ihren verschiedenen Gebäuden einen Flächenraum von 13-82 Hektarenein. Der Fabrikshauptbau selbst hat eine Längenaus­dehnung von 145 Meter und eine Tiefe von 20 Meter. Der ganze Complex ist mit elektrischer Beleuchtung versehen.

Die Rüben, welche zu 2 / ä per Achse und zu 3 / ä mit der Bahn an Ort und Stelle gelangen, werden unmittel­bar auf mehrere lange Schwemmrinnen verladen, welche dieselben dem Betriebe zuführen. Das nöthige Wasser wird der Fabrik durch einen 650 Meter langen unterirdischen Betoncanal von grossem Querschnitt aus einem in der Nähe befindlichen, reichlich Wasser führenden Flüsschen, der Mleczka, geliefert. Da das Niveau dieses Flüsschens be­deutend unter demjenigen des Fabriksterrains liegt, so musste neben entsprechender Tieflagerung des Zuleitungs- canales auch noch das Wasser des Flusses mittelst einer grossen Schleuse angestaut werden. Wegen der eigen- thümlichen Verhältnisse des Untergrundterrains waren bei dieser Anlage grosse Schwierigkeiten zu überwinden. Das Verdienst, diesen schwierigen Canal- und Schleusenbau mit besonderer Sachkenntnis erfolgreich durchgeführt zu haben, gebührt dem Ingenieur v. Rypuszynski aus Tarnow.

Durch die besprochenen Schwemmrinnen gelangen die Rüben zu einem Hubrade, welches sie in eine Rüben­wäsche von 6-5 Meter Länge schafft. Nachdem sie dieselbe verlassen haben, nehmen sie über eine automatische Waage ihren Weg zu der Schneidemaschine. Die frischen Schnitte werden mittelst eines Rechentransporteurs von 33-2 Meter Länge und 0-40 Meter Breite der Diffusionsbatterie zugeführt, woselbst die Entlaugung vor sich geht. Zwei Transportschnecken, Patent Skoda, befördern die ausgelaugten Schnitte zu den vorhandenen zwei Schnitzel­pressen, welch letztere sie im Wege eines Rechentransporteurs verlassen, um direct zu den Eisenbahnwaggons und Fuhrwerken oder zu den Schnittgruben befördert zu werden.

Der Diffusionssaft wird nun nach Zugabe einer bestimmten Quantität Kalkmilch dem Saturationsverfahren unterzogen und vor Allem durch die Vorwärmer gedrückt. Speciell zur Anwärmung des Saftes der I. Saturation dienen fünf geschlossene Vorwärmer, von welchen zwei durch den Saftdampf des IV. Körpers, die übrigen drei entweder durch den Saft des I. oder II. Körpers oder durch Retourdampf eingewärmt werden. Der Saft durchläuft in jedem Vorwärmer 33-12 Meter mit einer Geschwindigkeit von 1 Meter pro Secunde.

Für die II. Saturation bestehen drei geschlossene Vorwärmer, in welchen der Saft bis zu 95 0 C. ange­wärmt wird. Sowohl die I., wie auch die II. Saturation ist für den continuirlichen Betrieb auf einfache Weise eingerichtet.

Imponirend wirkt die aus vier Körpern zusammengesetzte Verdampfstation, Patent Herold-Lexa, deren erster liegender Körper eine Heizfläche von 670, der zweite eine solche von 480 Quadratmeter besitzt. Der III. und IV. Körper haben eine Heizfläche von je 180 Quadratmeter. Die Heizfläche zweier Vacua mit 450 Metercentner In­halt, ebenfalls nach dem Patente Herold-Lexa construirt, beträgt je 130, jene des Syrupkochers 150 Quadratmeter. Für die Verdampfstation arbeitet eine trockene Säugpumpe, Patent Burghardt- Weiss, mit zwei barometrischen Con- densatoren.

Dem Filtriren der Säfte für die I. Saturation dienen sechs Kroogsche Pressen von je 56 Quadratmeter Filterfläche. Für die Filtration der Säfte zur II. Saturation sind drei Pressen à 32 Quadratmeter bestimmt. Zur Filtration der Säfte vor dem ersten Abschlammen und der II. Saturation sind drei Wellblechfilter à 45 Quadrat­meter, Patent Danëk, zu jener des Dünn-, Mittel- und Dicksaftes vier derartige Vorrichtungen desselben Systems vorhanden.

Aus den sieben Centrifugen mit unterer Entleerung und einem Trommeldurchschnitt von 1000 Millimeter, welche in der Fabrik aufgestellt sind, gelangt der geschleuderte Zucker durch vier bewegliche Rinnen, Patent Kreiss, aus dem Parterre in das III. Stockwerk nach dem Zuckerboden, woselbst das Verführen desselben auf Schienengeleisen bewerkstelligt wird. In dem durch heisse Luft gewärmten Melasselocale befinden sich 44 grosse Eisenblechreservoire.

Nebst diesem der Erzeugung des Rohzuckers unmittelbar dienenden Inventar besitzt die Fabrik auch die entsprechenden Einrichtungen, um die für den Fabricationsprocess nöthigen chemischen Producte, wie Kohlensäure und Kalk, herstellen zu können. Hiefür ist ein Kalkofen belgischer Construction mit Fülltrichter und Glockenver­schluss vorhanden. Das Auswaschen der Kohlensäure geschieht durch einen Gegenstromlaveur von 1000 Millimeter Durchmesser und 3500 Millimeter Länge. Die Wasserstation besteht aus zwei doppeltwirkenden Pumpen von 475 Milli­meter Durchmesser und 300 Millimeter Hub, welche pro Minute 7-6 Cubikmeter Wasser liefern. In Reserve ist noch eine doppeltwirkende Wasserpumpe von 210 Millimeter Durchmesser und 400 Millimeter Hub, sowie eine zweite, ebenfalls doppeltwirkende liegende Pumpe von 110 Millimeter Durchmesser und 475 Millimeter Hub vorhanden. Zum Betriebe dieser, sowie 20 anderer Pumpen sind insgesammt 15 Dampfmaschinen mit 650 Pferdekräften, maximal 740 Pferdekräften, aufgestellt. Von denselben liefern bei normaler Rotation die Wasser-und Saftpumpen 708.988 Liter Wasser, beziehungsweise Saft, eine Kalkmilchpumpe 5400 Liter Kalkmilch, und zwei Syruppumpen 11.520 Liter Syrup in der Stunde.

An Dampfkesseln sind acht, System Fairbairn, vorhanden mit insgesammt 1920 Quadratmeter Heizfläche. Die elektrische Beleuchtung versehen drei Dynamomaschinen à 120 Volt und 150 Ampères.

Producirt wurde in der Campagne 1897/98 ausser 12.000 Metercenter Melasse circa 63.000 Metercentner Rohzucker aller Producte, zu welchem Quantum 491.500 Metercentner Rüben mit durchschnittlich 14V0 Zucker­gehalt verarbeitet wurden.

Die Errichtung der Fabrik hat in deren unmittelbaren Umgebung vortheilhafte Veränderungen mit sich ge­bracht, aber auch mittelbar einen günstigen Einfluss ausgeübt. Seit deren Bestände sind in ihrer Nähe durch ihre materielle Beihilfe mehrere Chausseen entstanden. Der Bau zweier Bahnlinien wurde in Folge der durch den ge-

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