Wie viele Rübenzuckerfabriken, besitzt auch Syrowatka eine eigene Oekonomie, welche nebst Pachtökonomie *453 Hektar umfasst. Die unter der technischen Leitung des Directors Ignatz Erlbeck stehende Fabrik beschäftigt 220 männliche und 30 weibliche Arbeiter.

Die innere Einrichtung der Zuckerfabrik Syrowatka zeigen die folgenden Bilder. Abbildung II stellt das Innere des Kesselhauses dar, das zweite Vollbild führt einen Theil des Sudhauses vor Augen und gewährt zugleich Einblick in den maschinellen Betrieb einer modernen Zuckerfabrik. Links sehen wir die Saturateure, bei denen ein Arbeiter gerade mittelst eines Löffels prüft, wie weit die Saturation vorgeschritten ist, eine Operation, die grosse Geschicklichkeit erfordert. Rechts stehen die Schlammpressen und im Hintergrund sind drei Filter sichtbar, die zur weiteren Reinigung der Zuckersäfte dienen.

Aus Abbildung III ist zu ersehen, wie die Rüben zugeführt werden, in die Rübenwäsche gelangen, hier von einem Hubrad ergriffen und von diesem in die Waschmaschine entleert werden.

Von dieser aus werden die gewaschenen Rüben von einem Paternoster aufgehoben und zu den Schneide­maschinen (rechter Raum in Abbildung III) geführt, wo sie in feine Schnitte zertheilt werden und sodann in die Diffusionsbatterie gelangen, deren Arbeit darin besteht, den Schnitten durch Auslaugen mit Wasser den Zucker­gehalt so viel wie möglich zu entziehen. Abbildung IV zeigt sodann den weiteren Verlauf der Fabrication, bei welchem die Zuckersäfte unter Zusatz von Kalk, nachheriger Behandlung mit Kohlensäure und Filtration über Well­blechfilter gereinigt werden. Hierauf werden die Säfte in Verdampfapparaten entsprechend eingedickt und schliesslich im Vacuum zu Korn verkocht. Die gewonnene Füllmasse wird sodann in Centrifugen (rotirende Trommel, Ab­bildung IV, rechts unten) von dem ihr anhaftenden Syrup befreit, womit die Erzeugung des Rohzuckers beendet ist, welcher dann in den Zuckerraffinerien zu weisser Consumwaare in den verschiedensten Formen (Brote, Pilé, Würfel­zucker, Granulated u. s. w.) verarbeitet wird.

Diese kleine Skizze zeigt, dass die fabriksmässige Herstellung des Zuckers aus der Zuckerrübe nach den jetzigen Anforderungen durchaus keine einfache Operation ist, sondern eines complicirten maschinellen Apparates bedarf, weshalb es jetzt beinahe wie eine Mythe klingt, wenn man liest, dass noch vor 60 Jahren Schriften erschienen, um die Hausfrauen anzuleiten, in welcher Weise sie den Zucker zu ihrem Hausbedarf hersteilen sollen. Die " »Haus­industrie« hat hier wohl keinen Boden gefunden, dagegen beschäftigt die heimische Zucker-Industrie viele Tausende von Menschen, und unausgesetzt sind die Zuckertechniker bemüht, Verbesserungen ausfindig zu machen, um die Ausbeute an Zucker zu erhöhen und die Fabrication auf eine noch höhere Stufe der Vollkommenheit zu bringen.

Die Gross-Industrie. V.

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