L. PISCHINGER & SOHN

K. K. PRIV. ZUCKER-GALANTERIE WA AREN- und CHOCOL ADE-FABRIK, LUXUS-CARTONNAGEN- und BONBONNIEREN-FABRIK

WIEN.

m Jahre 1899 vollendet die k. k. priv. Zuckergalanteriewaaren- und Chocolade-Fabrik L. Pischinger & Sohn in Wien das fünfte Decennium ihres Bestandes. Sie verdankt ihre Gründung dem seither verstorbenen Vater des gegenwärtigen Firmainhabers, Herrn Leopold Pischinger, welcher schon vor einem halben Jahrhundert die Bedeutung des Grossbetriebes und maschineller Einrichtungen für die Er­zeugung von Chocolade- und Zuckergalanteriewaaren vorausgesehen hatte, während sich dieselbe bis dahin und noch geraume Zeit nachher fast ausschliesslich in kleingewerblichen Formen bewegte. Leopold Pischinger nahm sich bei der Gründung seiner Chocoladenfabrik die grossartigen ausländischen Etablissements zum Vorbilde, welche, da im Westen Europas Cacao ein Nationalgetränk ist, dort schon in früherer Zeit floriren konnten. Im Gegensätze zu dem enormen Cacao- und Chocoladeconsum, wie er in Holland, Frankreich, Spanien, England und auch in den Vereinigten Staaten vorherrschte, war bei uns und auch in Deutschland die Chocolade immer noch blos ein Luxusgetränk geblieben, welcher Umstand natürlich auch auf unsere Cacao- und Chocolade-Industrie nicht sehr förderlich zurückwirken musste; es konnte eben die handwerksmässig erzeugte inländische Chocolade mit den vorzüglichen Erzeugnissen der musterhaft eingerichteten, routinirten Chocoladefabrikanten des europäischen Westens nicht concurriren, weshalb wieder die Consumenten, welche ja ohnedies vornehmlich zu den besser situirten Kreisen gehörten, früher mit Recht die feinen ausländischen Marken der österreichischen Conditorei-Chocolade vorzogen.

In diesen Verhältnissen schuf nun die Errichtung der grossen Pischingerschen Chocoladenfabrik gründlich Wandel. Leopold Pischinger erbaute auf den weiten Gartengründen zweier Häuser, Nr. 8 und 10 in der Stiegen­gasse der damaligen Vorstadt Mariahilf, das Fabriksgebäude, welches, im Laufe der Jahrzehnte durch Zubauten erweitert, heute eine Area von mehr als 600 Quadratklaftern bedeckt. Bei der technischen Einrichtung und der Wahl und Aufstellung der Maschinen liess sich Leopold Pischinger von den Erfahrungen leiten, die er auf Studien­reisen im Auslande und namentlich in den hervorragendsten Cacao- und Chocoladefabriken Hollands und Frank­reichs gesammelt hatte. Auch waren die ersten Werkführer, die er anstellte, Franzosen und Holländer, desgleichen die Vorarbeiter des ursprünglich dreissig Köpfe zählenden Personals. Die aussergewöhnliche fachliche Begabung und die Energie, mit welcher Leopold Pischinger seine Pläne verfolgte, Hessen ihn sehr bald glänzende Resultate erzielen, sowohl hinsichtlich der Qualität der von ihm erzeugten Chocolade- und Cacaoproducte, wie auch auf commerziellem Gebiete, wo ihm das rasch bekannt gewordene Renommée seiner Marke bedeutende Absatzgebiete erschliessen half, indem die Pischingersche Chocolade seitens der verwöhntesten Feinschmecker bald den feinsten Sorten des Aus­landes, speciell der berühmten französischen Marke von Masson & Menier, gleichgestellt wurde. Dieser Erfolg konnte übrigens nicht ausbleiben, da die Pischingersche Fabrik ja in allen Details der maschinellen Einrichtung den ausländischen Werken nicht allein ebenbürtig war (sie hatte als erste ihrer Kategorie in Oesterreich den Dampf­betrieb eingeführt), sondern überdies auch noch durch die Erzeugung mehrerer hervorragender Specialitäten in einigen Artikeln eine bedeutende Ueberlegenheit sich zu erringen und zu sichern gewusst hatte.

Dies gilt in erster Linie von den mit Recht so beliebten und hochgeschätzten Extracten und Würfelfabrikaten der Firma Pischinger, deren Einführung in den Chocoladeconsum sich praktisch von derselben grossen Bedeutung erwiesen haben, wie die des Würfelzuckers. Wie dieser bei seinem Gebrauche dem ökonomischen Sparsinne der Consumenten als der ausgiebigste sich empfiehlt, weil nicht ein Partikelchen verloren gehen kann, so ist auch durch die Ueberführung der Cacao- und Chocoladeproducte nach den patentirten Methoden der Pischingerschen Fabrik in plastische Extracte oder in Würfelform die gebrauchsfähigste Form aller bisher im In- und Auslande erzeugten Chocolade- und Cacaosorten gefunden worden. Der ausserordentliche Erfolg, mit welchem sich die Pischingerschen Chocolade- und Cacaowürfel beim consumirenden Publicum eingebürgert haben, beruht eben darauf, dass jedermann die gewissermaassen in geaichte Würfel getheilte Waare der lose zugewogenen vorzieht. Andererseits wieder kommt beim Pischinger'schen Chocoladeextracte nur feinste, reinste, weichflüssige Chocolademasse, in Patent-Glastiegel ge­füllt, unter hermetischem Verschlüsse in den Handel; in Folge dessen entfallen bei der Herstellung dieser Tiegel- Chocoladeextracte alle jene Beimengungen, die nöthig sind, um die von Natur weiche, schmelzbare Chocolade stein-